
Der Birchgletscher, einst ein majestätisches Naturwunder der Schweizer Alpen, hat in den letzten zwei Jahren dramatische Veränderungen durchlebt. Ende Mai 2023 sorgte der Gletscher bereits für Aufregung, als er Erdrutsche im kleinen Dorf Blatten im Lötschental auslöste. Nach diesen Ereignissen veröffentlichte Georg Bayerle das Buch „Der Alpen Appell“, in dem er auf spektakuläre Felsstürze der jüngeren Vergangenheit hinweist. Besonders tragisch war der Felssturz vom Piz Cengalo im Jahr 2017, bei dem acht Menschen ihr Leben verloren und Teile des Bergdorfs Bondo zerstört wurden. Auch der Felssturz vom Fluchthorn in Tirol im Juni 2023, bei dem eine Million Kubikmeter Geröll abbrachen, unterstreicht die wachsende Bedrohung durch derartige Ereignisse in den Alpen. Bayerle beschreibt die Zunahme von Felsstürzen als einen Dauerzustand und warnt vor den gefährlichen Folgen des Klimawandels für die Alpenregion.
Ein weiteres schwerwiegendes Ereignis folgte über zwei Jahre später: Am 28. Mai 2025 kam es zu einem Gletschereinsturz am Birchgletscher, der das Walliser Dorf Blatten erneut erschütterte. Der Einsturz hatte ein außergewöhnliches Volumen und Schadensausmaß für die Schweizer Alpen. Es handelt sich um eine Situation, die Experten wie Daniel Farinotti, Professor für Glaziologie an der ETH Zürich und der Forschungsanstalt WSL, stark beschäftigt. Die genauen Ursachen des Gletscherabbruchs sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es Hinweise darauf, dass mehrere Felsstürze und eine Geländeverschiebung am Kleinen Nesthorn die Hauptauslöser waren. Bevor der Gletscher einstürzte, manifestierten sich bereits mehrere Felslawinen, die Gesteinsmassen auf dem Gletscher ansammelten.
Überwachung und Forschung
Die Behörden und Forschenden überwachen den Birchgletscher seit mehreren Jahren. Eine Feldbegehung im Abbruchgebiet des Lötschentals am 1. Juni 2025 brachte neue Erkenntnisse, die in einem aktualisierten Faktenblatt festgehalten wurden. Auch für den Vorfall im April 2024, als am Piz Scerscen eine vergleichbare Menge von geschätzten 8-9 Millionen Kubikmetern Eis und Schutt abbrach, gab es zum Glück keine signifikanten Schäden im Engadin. Doch die Ereignisse rund um den Birchgletscher illustrieren die Dramatik der Situation in den Alpen.
Das Zusammenspiel von Klimawandel, Gletscherschmelze und geologischen Prozessen ist ein Thema, das nicht nur die Alpenregion, sondern auch die gesamte Menschheit betrifft. Bayerles „Alpen Appell“ und die jüngsten Studien von Farinotti und seinen Kollegen verdeutlichen, dass die Gefahr von Naturkatastrophen in diesen schönen, aber fragilen Landschaften weiter steigt.