
Am 1. Juni 2025 wurde das Dorf Blatten in der Schweiz nach einem verheerenden Bergsturz nahezu vollständig unter Geröll, Eis und Schlamm begraben. Diese Naturkatastrophe wirft nicht nur Fragen zur Sicherheit der betroffenen Region auf, sondern verdeutlicht auch die Problematik der Versicherungspflichten in der Schweiz und Deutschland. Während in Deutschland Diskussionen über eine Pflichtversicherung für Elementarschäden stattfinden, bleibt der Kanton Wallis ohne eine solche Regelung.
Die genauen Auswirkungen des Klimawandels auf diese Ereignisse sind unklar, doch Experten stellen fest, dass solche Katastrophen zunehmend häufiger auftreten. In Deutschland steigen die Risiken für Flut- und Starkregenereignisse, was dazu führt, dass nur etwa die Hälfte der Gebäude gegen Elementarschäden versichert ist. In diesem Kontext plant die schwarz-rote Koalition, Elementarschäden zur Pflichtversicherung zu machen. Momentan sind 99 Prozent der Häuser in Deutschland gegen Sturm-, Hagel- oder Feuerschäden versichert, jedoch erfordert der Schutz gegen Elementarschäden oft eine separate, kostspielige Versicherung.
Die Situation in Blatten und die Rolle der Versicherungen
Im Kanton Wallis, zu dem Blatten gehört, gibt es hingegen keine obligatorische Gebäudeversicherung. Nur vier Kantone in der Schweiz, darunter Wallis, haben kein Obligatorium für eine solche Versicherung. Während in den meisten Kantonen Hauseigentümer verpflichtet sind, eine Gebäudeversicherung abzuschließen, müssen die Rücklagen im Wallis und den anderen betroffenen Kantonen selbst organisiert werden. Die Risiken, die durch Feuer, Sturm, Hagel oder sogar Erdrutsche abgedeckt werden, bleiben von der Versicherungspflicht unberührt. Im Fall von Blatten wurde der Felssturz offiziell als Elementarschaden klassifiziert, was bedeutet, dass private Versicherungen für die Kosten aufkommen müssen.
Der finanzielle Schaden in Blatten könnte sich auf mehrere hundert Millionen Franken belaufen, genaue Schätzungen stehen jedoch noch aus. Die meisten Hauseigentümer im Wallis dürften private Versicherungen abgeschlossen haben, auch wenn dies nicht gesetzlich vorgeschrieben ist. Banken verlangen generell eine Gebäudeversicherung beim Abschluss von Hypotheken, was eine gewisse Sicherheit bietet.
Ökonomische Auswirkungen und staatliche Unterstützung
Im Jahr 2021 trugen die kantonalen Gebäudeversicherungen Schäden von über einer Milliarde Franken, welcher die höchste Summe in den letzten Jahren war. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Schäden durch Erdrutsche und Steinschläge nur 1,2 Prozent aller Schadensfälle an Gebäuden ausmachen. Rückversicherungen spielen dabei eine entscheidende Rolle, da sie helfen, die finanzielle Last auf mehrere Schultern zu verteilen.
Im Gegensatz zu Deutschland, wo im Falle einer Flutkatastrophe wie im Ahrtal 30 Milliarden Euro für den Wiederaufbau bereitgestellt wurden, müssen Hausbesitzer in Wallis bei Elementarschäden oft selbst für die Kosten aufkommen oder auf staatliche Unterstützung hoffen. Mit der geplanten Versicherungspflicht in Deutschland, die auch Mieter über Nebenkosten betreffen könnte, wird eine breitere Absicherung angestrebt. In Frankreich beispielsweise gibt es bereits seit 1982 eine Pflichtversicherung, die als erfolgreich gilt. Eine derartige Regulierung könnte auch im Schweizer Kanton Wallis von Vorteil sein, um die finanziellen Risiken für Betroffene besser abzufedern.
Die Mobiliar-Versicherung plant, ein mobiles Schadencenter in das betroffene Gebiet zu bringen, sobald die Gefahrenzone freigegeben ist. Diese Maßnahme zeigt, dass trotz der Herausforderungen, die Katastrophen mit sich bringen, die Absicherung der Bevölkerung im Mittelpunkt steht. Letztlich bleibt die engagierte Klimapolitik unerlässlich, um das Risiko solcher Ereignisse zu minimieren.
Die Glückskette hat zudem eine Sammelaktion für die Betroffenen im Lötschental gestartet, um die notwendige Hilfe schnellstmöglich bereitzustellen.
Weitere Details zur Thematik der Versicherungsänderungen und den Verantwortlichkeiten finden Sie in den Berichten von Correctiv und SRF.