Der kommunale Dienstleister Südwestfalen-IT hat sich kurz vor dem folgenschweren Hackerangriff auf seine Infrastruktur gegen den Abschluss einer speziellen Cyber-Versicherung entschieden. Marcus Ewald, Pressesprecher von SIT, bestätigte die Entscheidung, die einstimmig im September 2023 getroffen wurde. Nach dem Cyberangriff Ende Oktober 2023 waren mehr als 70 Kommunen und Kreise, darunter auch Lüdenscheid, von den Auswirkungen betroffen, die zu einer Lahmlegung großer Teile der Verwaltung führten.
Es bleibt unklar, warum Südwestfalen-IT sich gegen den Abschluss einer Cyberversicherung entschieden hat und welche Kosten damit verbunden gewesen wären. Der Verwaltungsrat, der die Entscheidung traf, setzt sich gemäß der Satzung der SIT aus 28 Vertretern zusammen, die von verschiedenen Kreisen und Städten gewählt wurden. Ewald machte keine Angaben zu den potenziellen Konditionen einer Versicherung und ob sie die Folgen des Hackerangriffs abgedeckt hätte.
Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt Cyberversicherungen besonders für Unternehmen mit sensiblen Daten, deren Geschäftsbetrieb von deren Verfügbarkeit abhängt. Ohne eine Cyberversicherung bleibt die Betriebshaftpflicht als Option, die die SIT über die GVV Kommunalversicherung besitzt. Die Betriebshaftpflicht könnte im konkreten Fall aus Sicht der SIT einspringen, allerdings gab das Unternehmen keine näheren Informationen dazu preis.
Der Abschlussbericht eines externen IT-Sicherheitsbüros aus Wuppertal zeigte nach dem Cyberangriff gravierende Sicherheitslücken auf, die nun vom neuen Geschäftsführer Mirco Pinske seit dem 1. Februar aufgearbeitet werden. Pinske betonte sein Engagement, das durch den Vorfall verlorene Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Nachdem der Angriff festgestellt wurde, wurden alle Systeme sicherheitshalber heruntergefahren, wobei ein Datenabfluss höchstwahrscheinlich verhindert werden konnte.
