
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) warnt vor einer drohenden wirtschaftlichen Flaute. Am 27. Mai 2025 äußerte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov, dass eine schnelle Erholung der Konjunktur in Deutschland nicht in Sicht sei. Die Befürchtung steht im Raum, dass die Wirtschaftsleistung des Landes im laufenden Jahr zum dritten Mal in Folge sinken wird. Für 2023 prognostiziert die DIHK einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent, was eine pessimistische Einschätzung im Vergleich zur Bundesregierung und den „Wirtschaftsweisen“ darstellt, die von einer Stagnation des BIP für 2025 ausgehen.
Eine aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage, die mehr als 23.000 Betriebe umfasste, verdeutlicht den schlechten Stimmungslage in der Wirtschaft. Lediglich ein Viertel der Unternehmen bewertet ihre Geschäftslage als gut, während die Mehrheit von einer pessimistischeren Outlook für die kommenden Monate ausgeht. Insbesondere 60 Prozent der Befragten identifizieren die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als das größte Risiko für ihre Geschäfte.
Schwierige Rahmenbedingungen für Unternehmen
Die Umfrage zeigt auch, dass 28 Prozent der Unternehmen mit sinkenden Exporten rechnen, während nur 20 Prozent steigende Verkäufe erwarten. Zunehmend erschweren hohe Arbeitskosten, steigende Sozialabgaben sowie Energie- und Rohstoffpreise die Situation. Fast 40 Prozent der Unternehmen planen, ihre Investitionen zu reduzieren, während nur 22 Prozent mehr Investitionen in Aussicht stellen. Dies könnte sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie auswirken, die ohnehin unter Druck steht.
Ein weiterer Alarmton von Melnikov betrifft den Investitionsstau. Die Unternehmen konzentrieren sich zumeist auf Ersatzinvestitionen, die für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit jedoch nicht ausreichen. In der Industrie bewerten lediglich 19 Prozent der Firmen die aktuelle Geschäftslage positiv, was auf eine herausfordernde Zeit für den Sektor hindeutet. Während 26 Prozent der Unternehmen insgesamt eine gute Geschäftslage melden, sind 25 Prozent unzufrieden.
Notwendigkeit von Reformen
Um die wirtschaftliche Lage zu stabilisieren, fordert Melnikov ein dringendes Handeln in der Wirtschaftspolitik. Zu den Vorschlägen zählen die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestniveau, erleichterte Abschreibungen und eine Verringerung der Bürokratie. Für das geplante kreditfinanzierte Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaschutz sind umfassende Strukturreformen nötig, um wirksame Maßnahmen zu implementieren.
Die DIHK sieht hierin eine Chance für die Industrie und das Baugewerbe, von Investitionen zu profitieren. Es wird auch eine umfassende Politik gefordert, die ein wachstumsfreundliches Umfeld schafft, um Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern. Der Reformdruck ist hoch, und die Sorgen der Unternehmen müssen ernst genommen werden, um die negative Spirale zu durchbrechen.
Insgesamt steckt Deutschland in einer der herausforderndsten Phasen seiner Nachkriegsgeschichte, mit der Aussicht auf ein drittes Krisenjahr in Folge.