
Das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) steht vor einem bedeutenden Meilenstein: Im kommenden Juli wird es 100 Jahre alt. Präsident Marcel Fratzscher unterstreicht die zentrale Motivation des Instituts, ökonomische Daten zu analysieren, um ein besseres Verständnis für Wirtschaftspolitik zu entwickeln. In Anbetracht der gegenwärtigen globalen und wirtschaftlichen Herausforderungen warnt Fratzscher jedoch vor einer drohenden „mental Depression“, die notwendige Lösungen blockieren könnte.
In seiner Analyse spricht Fratzscher von einer der schwierigsten Situationen, in der sich die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten befunden hat. Er prognostiziert, dass sich die Lage möglicherweise verschlechtern wird, bevor konkrete Maßnahmen ergriffen werden. In den nächsten zehn Jahren könnten Deutschland Krisen gegenüberstehen, die geopolitischer, wirtschaftlicher, technologischer oder klimatischer Natur sind. Diese Einschätzung wird in einem Kommentar des DIW ergänzt, der darauf hinweist, dass Unternehmen besorgt auf die Unsicherheiten des neuen Jahres blicken und den Wunsch nach stärkerer nationaler Souveränität äußern, um Kontrolle über wirtschaftliche Herausforderungen zurückzugewinnen.
Globalisierung und ihre Herausforderungen
Fratzscher merkt an, dass die deutsche Wirtschaft stark von der Globalisierung abhängt. Jedoch habe die Globalisierung über ihre Grenzen hinaus funktioniert, was zu einem Drang nach einer „klügeren Gestaltung“ geführt hat. Diese sollte insbesondere benachteiligte Gesellschaftsgruppen einbeziehen. Dies steht im Kontrast zu zunehmenden Forderungen nach De-Globalisierung, die in der aktuellen Diskussion um die Rückverlagerung der Produktion an Bedeutung gewinnen. Kritiker befürchten, dass eine solche Rückverlagerung die Produktivität senken und Wettbewerbsfähigkeit sowie Löhne negativ beeinflussen könnte.
Die von Fratzscher hervorgehobene Deindustrialisierung wird als schwerwiegende Herausforderung angesehen, doch betont er auch die Aussicht auf neue Chancen, die sich aus Veränderungen ergeben können. Dennoch muss die Politik im Umgang mit Geflüchteten überdacht werden, da erschwerte Bedingungen kontraproduktiv für den allgemeinen Wohlstand sind.
Resilienz als Schlüssel für die Zukunft
Im Rahmen der Diskussion um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands ist die Verbesserung der Resilienz von Volkswirtschaften und Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Eine kluge Diversifizierung der Risiken sowie global diversere Produktionsstrukturen werden als essenziell erachtet. Hierbei wird auch auf die geopolitischen Konflikte mit Ländern wie China und Russland verwiesen, die die Herausforderungen zusätzlich verschärfen. Der Kommentar des DIW hebt hervor, dass in einer zunehmend globalisierten Wirtschaft die Souveränität nur als geteilte Souveränität realisierbar ist.
Fratzscher fordert eine stärkere Integration in Europa sowie eine reformierte Wettbewerbspolitik, um die Interessen im globalen Wettbewerb zu behaupten. Die Notwendigkeit, in Zukunftsbereichen wie Künstlicher Intelligenz, Medizintechnik und ökologischer Transformation eine Führungsposition einzunehmen, wird als dringlich erachtet. Dennoch bleibt die Frage offen, ob der Traum von technologischem Unabhängigkeit von großen Akteuren wie China und den USA realistisch ist.
Mit Blick auf die bevorstehenden Herausforderungen und die Notwendigkeit zur Anpassung in der Wirtschaftspolitik wird deutlich, dass Deutschland sich in einer kritischen Phase befindet. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um eine ähnliche Situation wie in den USA unter Donald Trump zu vermeiden. Das DIW hat in diesem Kontext eine beratende und mahnende Rolle in gesellschaftspolitischen Debatten eingenommen, um Transparenz zu schaffen und blinde Flecken aufzuzeigen.
Für weitere Informationen über die Entwicklungen der deutschen Wirtschaft und die Rolle des DIW besuchen Sie bitte die Artikel auf fr.de und diw.de.