
Mario Draghi, der ehemalige Präsident der Europäischen Zentralbank und Ministerpräsident Italiens, hielt heute eine eindringliche Rede auf dem „Meeting für die Freundschaft unter den Völkern“ in Rimini. Dabei kritisierte er die geopolitischen Herausforderungen, mit denen die Europäische Union konfrontiert ist. Draghi forderte von den EU-Staaten, die Werte der Union zu verteidigen und der wachsenden Skepsis der Öffentlichkeit entgegenzuwirken. Die Welt entferne sich zunehmend von multilateralen Regeln, während Geoökonomie an Bedeutung gewinne, so Draghi.
In seiner Ansprache forderte er eine Anpassung der EU an die aktuellen geopolitischen Realitäten und mahnte eine stärkere Integration im Binnenmarkt sowie im Technologiebereich an, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Die Notwendigkeit eines einheitlichen Handelns der EU wurde deutlich, um die Zukunft aktiv zu gestalten.
Illusionen und Realität
Draghi machte außerdem deutlich, dass die EU lange Zeit geglaubt habe, ihre wirtschaftliche Größe mit 450 Millionen Verbrauchern würde ihr geopolitischen Einfluss verleihen. Jedoch erinnerte er daran, dass 2023 als das Jahr in die Geschichte eingehen wird, in dem diese Illusion zerplatzte. Draghi kritisierte die europäische Untätigkeit in Bezug auf die Krisen in der Ukraine und Gaza sowie die Herausforderungen durch die amerikanische Zollpolitik. Er appellierte an die EU, die Integration voranzutreiben und eine gemeinsame Schuldenpolitik zu entwickeln, um große gesamteuropäische Projekte zu realisieren.
Der 77-jährige Draghi, der von 2011 bis 2019 Präsident der EZB war und von Februar 2021 bis Oktober 2022 Ministerpräsident Italiens, äußerte seine Besorgnis über die gegenwärtige Lage Europas. Seiner Ansicht nach wäre es von entscheidender Bedeutung, dass die Mitgliedsstaaten der EU entschlossen zusammenarbeiten, um auf die drängenden geopolitischen Herausforderungen zu reagieren.
Mit seinen Worten forderte Draghi die europäische Einheit und Entschlossenheit und verdeutlichte die Notwendigkeit, die Werte der EU nicht nur zu verteidigen, sondern aktiv zu leben. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die EU aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und in der Lage ist, sich den neuen Herausforderungen wirksam zu stellen. Wie Zeit und Rai News berichten, bleibt abzuwarten, ob Draghi’s Appell Gehör findet und welche Schritte die EU als Reaktion auf seine Forderungen unternehmen wird.