
Knapp jeder dritte Bürger über 50 Jahre in Deutschland steht seinen finanziellen Perspektiven im Ruhestand pessimistisch gegenüber. Diese alarmierenden Erkenntnisse stammen aus einer aktuellen Umfrage von Yougov Deutschland GmbH im Auftrag der Standard Life Versicherung. Unter den rund 900 Befragten, die vor dem Renteneintritt stehen oder bereits in den Ruhestand gegangen sind, beurteilt jeder dritte Teilnehmer seine finanzielle Absicherung als schlecht.
Besonders kritisch äußern sich 16 Prozent über ihre Altersvorsorge und bewerten diese mit der Note „mangelhaft.“ 15 Prozent empfinden ihre finanzielle Situation sogar als „ungenügend.“ Diese Unsicherheit hinsichtlich der Altersvorsorge wird weiter verstärkt durch die Erwartungen der Befragten: 57 Prozent rechnen mit einem „deutlich geringeren“ Einkommen im Alter, während 24 Prozent von einem „etwas geringeren“ Einkommen ausgehen. Zudem befürchten 12 Prozent, dass ihre Ausgaben im Alter steigen werden.
Gesellschaftliche Sorgen um die Altersvorsorge
Eine weitere Umfrage, die vom GDV veröffentlicht wurde, verdeutlicht, dass sich 53 Prozent der Menschen im erwerbsfähigen Alter in Deutschland um ihre Altersvorsorge sorgen. Diese Verunsicherung ist besonders stark unter Frauen (57 Prozent) ausgeprägt, während Männer etwas gelassener sind (42 Prozent). Über ein Drittel der Befragten kann ihr zukünftiges Einkommen im Ruhestand nicht oder nur vage abschätzen, was die Sorgen weiter nährt.
Die Umfrage zeigte, dass rund 20 Prozent der Befragten unsicher sind, ob und wie viel Geld ihnen zur gewünschten Rente fehlen wird. Fast 60 Prozent befürchten eine Rentenlücke von mindestens 250 Euro pro Monat. Dabei schätzen fast ein Drittel der Befragten die Rentenlücke auf 750 Euro oder mehr. Lediglich 17 Prozent sind optimistisch und glauben, dass sie im Alter kein Geld benötigen werden.
Altersvorsorge und Präferenzen
Die Notwendigkeit einer soliden Altersvorsorge zeigt sich auch in den verschiedenen Ansätzen, die die Befragten wählen. Gut 20 Prozent der Befragten haben keine zusätzliche Altersvorsorge neben der gesetzlichen Rente oder Pension. 37 Prozent setzen auf Immobilien, 30 Prozent investieren in Aktien- oder Rentenfonds. Betriebsrenten sind insbesondere bei älteren Befragten verbreitet, wo 32 Prozent der 50- bis 64-Jährigen diese Form der Alterssicherung nutzen; bei den jüngeren Befragten zwischen 18 und 29 Jahren liegt der Wert bei nur 18 Prozent.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis ist, dass 23 Prozent der Befragten eine Lebensversicherung zur Altersvorsorge nutzen und 22 Prozent einen Riester-Vertrag haben. Hierbei zeigen sich auch Geschlechterunterschiede: Frauen haben seltener eine Betriebsrente (24 Prozent) als Männer (30 Prozent), setzen jedoch umfassender auf Riester-Verträge (25 Prozent bei Frauen im Vergleich zu 19 Prozent bei Männern). Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV, hebt hervor, dass es wichtig ist, Betriebsrenten für kleine und mittlere Unternehmen attraktiver zu gestalten, um die Sicherheitslücke in der Altersvorsorge zu schließen.
Insgesamt zeigt sich, dass viele Deutsche, insbesondere Frauen, sich durchaus besorgt über ihre finanzielle Zukunft im Alter sind. Die Erreichung einer soliden Altersvorsorge bleibt eine gesellschaftliche Herausforderung, die dringend angegangen werden muss.