
Die Europäische Union plant eine neue Abgabe für Pakete, die von chinesischen Händlern verschickt werden. Diese Maßnahme ist eine Reaktion auf die zunehmende Menge an Kleinsendungen, die täglich die EU erreichen. Aktuell werden täglich über zwölf Millionen Pakete von außerhalb, vor allem aus China, in die EU verschickt. Diese Zahl hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt, was das europäische Zollsystem stark belastet. Laut Ruhr24 sollen private Haushalte künftig mit zwei Euro pro Paket zur Kasse gebeten werden, während große Warenhäuser weniger, nämlich nur 50 Cent, zahlen sollen.
Im Jahr 2022 importierte die EU 4,6 Milliarden Päckchen unterhalb der 150-Euro-Zollgrenze, wobei 91 Prozent dieser Sendungen aus China stammten. Die EU-Kommission gibt an, dass die hohen Überwachungs- und Zollkosten durch diese Maßnahme teilweise gedeckt werden sollen. Experten befürchten, dass diese Gebühren letztendlich an die Verbraucher weitergegeben werden, was die ohnehin niedrigen Preise der beliebten Plattformen wie Shein und Temu weiter unter Druck setzen könnte.
Gefahren und Standards
Die hohe Nachfrage nach Produkten, die über Billigportale wie Shein und Temu angeboten werden, birgt jedoch Risiken. Viele dieser Produkte entsprechen nicht den europäischen Sicherheits- und Umweltstandards. Laut Tagesschau wurden in der Vergangenheit zahlreiche gefährliche Artikel identifiziert, darunter defekte Rauchmelder und unsichere Motorradhelme. Eine Liste mit bedenklichen Chemikalien und Produkten, die unter die EU-Richtlinien fallen, wird stetig länger. Rund drei von vier beanstandeten Waren stammen von chinesischen Händlern, was die Behauptung stützt, dass der Online-Handel aus diesen Ländern überwacht werden muss.
Zusätzlich hat die EU Untersuchungen gegen Shein und Temu eingeleitet. Shein sieht sich Vorwürfen der unlauteren Geschäftspraktiken, wie Fake-Rabatten und aggressiven Verkaufsstrategien, gegenüber. Bei Temu wird aktuell ein Verfahren wegen des Verkaufs illegaler Produkte geprüft. Trotz dieser Entwicklungen bleibt der Online-Handel in der EU stark im Aufwind, da über 70 Prozent der EU-Bürger regelmäßig online Bestellungen aufgeben.
Auswirkungen und Zukunft
Die Einführung einer Paketgebühr könnte als eine mögliche Lösung zur Regulierung des ausufernden Online-Handels betrachtet werden. Die geplante Gebühr könnte theoretisch bis zu 9,2 Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen für die EU generieren. Ein konkreter Zeitplan für die Umsetzung der Gebühr ist jedoch noch nicht bekannt. Bernd Lange, der Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, fordert schnelles Handeln, insbesondere da die Billiganbieter ihre Werbeausgaben in den letzten Monaten deutlich erhöht haben.
Die Entscheidung zur Implementierung der Gebühr liegt nun beim Rat der 27 Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parlament. Es bleibt abzuwarten, ob diese neuen Kosten letztendlich an die Online-Shopper weitergegeben werden, und wie sich diese Maßnahmen auf den ohnehin volatilen Markt auswirken werden.