
Wolfgang Grupp, der ehemalige CEO des Textilunternehmens Trigema, übt scharfe Kritik an den hohen Krankheitsständen in Deutschland und macht dabei auch behandelnde Ärzte für die Situation verantwortlich. Er eröffnet, dass es im Gesundheitswesen „Ärzte gibt, die sinnlos krankschreiben“. Seine Bedenken sind nicht unbegründet, denn die wirtschaftlichen Folgen der krankheitsbedingten Fehlzeiten sind enorm: Im Jahr 2024 mussten Unternehmen in Deutschland rund 77 Milliarden Euro für Lohnfortzahlungen aufgrund von Krankheit aufbringen. Zum Vergleich wurde das Bürgergeld im selben Jahr mit 24 Milliarden Euro veranschlagt.
Im Durchschnitt fehlten deutsche Arbeitnehmer im Jahr 2024 insgesamt 14,8 Tage, während die Zahlen für 2023 mit 15,1 Tagen vergleichbar sind. Deutschland bewegt sich damit im oberen Mittelfeld im europäischen Vergleich, während die Arbeitnehmer in Baden-Württemberg, wo Trigema ansässig ist, seltener krankmeldeten als in anderen Bundesländern. Hier verweist die DAK-Krankenkasse auf einen Rückgang des Krankenstands im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr.
Sysmtematische Missstände und finanzielle Konsequenzen
Wolfgang Grupp hat in seiner beruflichen Laufbahn „noch nie blau gemacht“ und sieht sich mit der Forderung konfrontiert, dass Arbeitgeber für krankheitsbedingte Abwesenheiten finanzielle Konsequenzen einführen sollten. Dazu schlägt er vor, dass Arbeitnehmer im Krankheitsfall nur 80% ihres Gehalts erhalten. Diese Maßnahme soll verantwortungsvolles Handeln fördern und Missbrauch vorbeugen.
Seine kritische Einstellung zeigt sich auch in einem persönlichen Vorgehen: Grupp hat in Einzelfällen Briefe an Ärzte seiner Angestellten geschrieben, um seine Sorgen über wiederholte Krankschreibungen zu äußern. Die Praxis von Ärzten, die häufig ganze Wochen krankschreiben, könnte aus Gruppss Sicht eine strategische Entscheidung zur Vermeidung von personellen Engpässen sein.
Trigema setzt auf Anreize
Trigema hat allerdings auch Maßnahmen zur Reduzierung der Krankmeldungen eingeführt. Mitarbeitende, die sich über einen Zeitraum von zwei Monaten nicht krankmelden, erhalten einen Tankgutschein im Wert von 50 Euro. Diese Regelung hat dazu geführt, dass die Krankmeldungen bei Trigema unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ideen und Maßnahmen von Wolfgang Grupp in der Debatte um Krankheitsstände und das Gesundheitssystem in Deutschland sowohl für Kontroversen als auch für Nachdenken sorgen. Die Fragen um sinnbare Krankschreibungen und gerechte Entlohnung im Krankheitsfall bleiben aktuell und werden sicherlich auch in Zukunft ein Thema sein.
Weitere Informationen sind in den Artikeln von t-online und Schwäbische zu finden.