
Die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet sich auf eine bedeutende Zinssenkung vor, während sich die wirtschaftliche Lage in der Eurozone weiterentwickelt. Am kommenden Donnerstag wird der EZB-Rat zusammentreffen, und Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, erwartet eine Reduzierung der Leitzinsen. Diese Prognose basiert auf einem rückläufigen Inflationstrend, der im Mai einen Rückgang von 2,2% im April auf annähernd 2% verzeichnete. Laut focus.de gibt es drei Hauptfaktoren, die für diese Entscheidung sprechen: der anhaltende Inflationsrückgang, ein gedämpftes Wirtschaftswachstum im Euroraum sowie die drohenden US-Zölle, die zu weiterer Unsicherheit führen.
Die Inflationsdaten für Mai und die Arbeitsmarktzahlen für April werden am Dienstag veröffentlicht, gefolgt von den Produzentenpreisen am Donnerstag. Für Freitag stehen die Einzelhandelsumsätze für April sowie die Wirtschaftswachstumszahlen des ersten Quartals auf der Agenda. In den USA werden am Montag und Mittwoch die finalen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor bereitgestellt. Der Arbeitsmarktbericht für Mai sowie die Auftragseingänge der US-Industrie werden ebenfalls wichtiger Bestandteil der kommenden Woche sein.
Aktuelle Zinsentwicklung
Bereits am 12. März 2025 senkte der EZB-Rat die drei Leitzinssätze um jeweils 25 Basispunkte. Die Zinssätze für die Einlagefazilität, die Hauptrefinanzierungsgeschäfte und die Spitzenrefinanzierungsfazilität betragen somit nun 2,50 %, 2,65 % und 2,90 %. Diese Senkung spiegelt eine aktualisierte Beurteilung der Inflationsaussichten wider, und die EZB sieht Fortschritte im Disinflationsprozess. Die bundesbank.de verzeichnet eine Gesamtinflation von 2,3 % für 2025 und zukünftige Schätzungen von 1,9 % für 2026 und 2,0 % für 2027.
Die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation zeigen eine Stabilisierung im Bereich des Zielwerts von 2 %. Dennoch bleibt die Binneninflation hoch, da Löhne und Preise sich verzögert anpassen. Trotz einer Prognose für sinkendes Lohnwachstum bleiben die Auswirkungen auf die Inflation gedämpft. Die Kreditaufnahme wird erleichtert, allerdings bleibt die Kreditvergabe aufgrund vorheriger Zinserhöhungen gedämpft.
Wachstumsaussichten und Fazit
Die Wachstumsprognosen wurden ebenfalls gesenkt, mit einem erwarteten Wachstum von 0,9 % für 2025 und moderaten Steigerungen von 1,2 % für 2026 sowie 1,3 % für 2027. Diese Revisionen reflektieren die niedrigeren Exporte und schwachen Investitionen. Dennoch gibt es Anzeichen von steigenden Realeinkommen und nachlassenden Auswirkungen der frühen Zinserhöhungen, die die Nachfrage fördern könnten. Der EZB-Rat strebt weiterhin eine nachhaltige Stabilisierung der Inflation bei 2 % an, wobei Zinsentscheidungen auf aktuellen Wirtschafts- und Finanzdaten sowie Inflationsausblicken basieren.