Wirtschaftspolitik

Fachkräftemangel schwächt sich ab: Unternehmen atmen auf, doch Gefahr bleibt!

In Deutschland zeigt sich eine Abschwächung des Fachkräftemangels in Unternehmen, wie das KfW Research berichtet. Die Hauptursache für diese Entwicklung sind die aktuelle schwache Konjunktur und die damit einhergehenden Auftragsrückgänge. Zu Beginn des zweiten Quartals 2025 gaben 27,2 Prozent der Unternehmen an, unter Personalmangel zu leiden. Im Vergleich dazu waren es im vierten Quartal 2024 noch 32,0 Prozent und im Sommer 2022 sogar 49,7 Prozent. Diese Daten stammen aus dem KfW-ifo-Fachkräftebarometer, das vierteljährlich rund 9.000 Unternehmen, darunter 7.500 Mittelständler, befragt.

Die Situation in der Industrie ist besorgniserregend, da die schwache Konjunktur zu Absatz- und Auftragsrückgängen sowie zu Entlassungen oder Einstellungsstopps führt. Auch Unsicherheiten durch die US-Wirtschaftspolitik tragen zur angespannten Lage bei. Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW, warnt jedoch, dass der Fachkräftemangel sich wieder verschärfen könnte, sobald sich die konjunkturelle Lage verbessert. Er fordert dringende Maßnahmen zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung, qualifizierten Zuwanderung und Produktivitätssteigerungen.

Branchenspezifische Auswirkungen

Im Dienstleistungssektor beklagten 32,9 Prozent der befragten Unternehmen Personalmangel, was einen Rückgang von 39,1 Prozent im vierten Quartal 2024 darstellt. Besonders betroffen sind Rechtsanwälte und Steuerberater: Hier berichten 64,6 Prozent von Fachkräftemangel, während es im vierten Quartal noch 73,6 Prozent waren. Diese Branche gilt als die am stärksten betroffene in Deutschland.

Die KfW hebt ferner hervor, dass im Fachkräftemangel im zweiten Quartal 2024 35 Prozent der Unternehmen von Behinderungen durch fehlendes Fachpersonal berichten. Dies ist ein Rückgang um etwa 1 Prozentpunkt im Vergleich zu Januar 2024 und um 15 Prozentpunkte im Vergleich zu Juli 2022, dennoch bleibt der Fachkräftemangel historisch auf hohem Niveau. Insbesondere in der Dienstleistungsbranche haben 42 Prozent der Unternehmen Beeinträchtigungen zu beklagen, während im verarbeitenden Gewerbe nur 25 Prozent betroffen sind, was unter dem Durchschnitt liegt.

Regionale Unterschiede und Ausblick

Im Handel berichten 28 Prozent der Unternehmen von Fachkräftemangel, wobei der Einzelhandel mit 30 Prozent und der Großhandel mit 27 Prozent auf ähnliche Zahlen kommen. Im Bauhauptgewerbe liegt die Betroffenheit ebenfalls bei 27 Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen sind mit 34 Prozent betroffen, während große Unternehmen mit 36 Prozent nur geringfügig höhere Zahlen aufweisen. Die höchste Betroffenheit findet sich in der Rechts- und Steuerberatung sowie der Wirtschaftsprüfung, wo 71 Prozent der Unternehmen von Fachkräftemangel berichten.

Regionale Unterschiede sind ebenfalls signifikant: 40 Prozent der Unternehmen in Ostdeutschland sind betroffen, im Vergleich zu 32 Prozent in Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Schwierigkeiten in Ostdeutschland reichen zurück auf einen Rückgang der Erwerbsbevölkerung und geringe Zuwanderung. Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, betont die anhaltende Relevanz des Themas Fachkräftemangel. Eine zukünftige Konjunkturerholung könnte den Fachkräftemangel weiter verstärken, abhängig von den ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung der Erwerbsbeteiligung und der Integration von Zuwanderern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz eines Rückgangs des Fachkräftemangels, die Unsicherheiten und Herausforderungen, die mit der konjunkturellen Lage einhergehen, die Unternehmen weiterhin beschäftigen. Es bleibt abzuwarten, wie die Wirtschaft auf diese Entwicklungen reagieren wird.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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