
Vor zehn Jahren befand sich Griechenland in einer tiefen wirtschaftlichen Krise, die das Land beinahe in den Staatsbankrott führte. Im Juni 2015 war die Arbeitslosigkeit mit fast 25 Prozent auf einem Höchststand und die Staatsschulden überstiegen 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Während dieser Zeit wurden die Anleihen des Landes auf Ramschniveau herabgestuft, was das Vertrauen in die griechische Wirtschaft weiter schwächte. Am 27. Juni 2015 stoppte die Europäische Zentralbank den Kapitalverkehr, was zur Einführung von strengen Kapitalkontrollen führte, die Bargeldabhebungen auf 60 Euro pro Tag beschränkten. Die internationale Gemeinschaft stellte Hilfspakete im Wert von über 300 Milliarden Euro bereit, um Griechenland vor dem Staatsbankrott zu bewahren. Der letzte Rettungsschirm lief 2018 aus.
Wirtschaftlich hat sich Griechenland seitdem erheblich erholt. Die aktuelle Schuldenquote liegt bei etwa 150 Prozent des BIP und soll auf 142 Prozent sinken. Die Staatsschulden betragen rund 360 Milliarden Euro. Seit 2018 verzeichnet das Land ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 2,0 Prozent jährlich. Die Arbeitslosenquote fiel von 24,9 Prozent im Jahr 2015 auf 9,4 Prozent im Jahr 2022, während die Erwerbstätigkeit auf 4,3 Millionen Jobs stieg – ein Anstieg von 18 Prozent im Vergleich zu vor zehn Jahren. Solche Fortschritte sind auf umfassende Reformen zurückzuführen, die seit der Krise umgesetzt wurden.
Wirtschaftliche Reformen und Stabilität
Griechenlands wirtschaftliches Comeback ist vor allem das Resultat wirksamer Reformen und politischer Stabilität. Zu den Reformen zählen eine Rentenreform, die das gesetzliche Rentenalter auf 67 Jahre erhöhte, sowie Steuerreformen, die die Mehrwertsteuer auf 24 Prozent anstiegen ließen und den Körperschaftsteuersatz von 29 Prozent auf 22 Prozent senkten. Auch die Digitalisierung des Steuersystems und der Verwaltung hat die Effizienz erhöht und Kosten gesenkt. Die Ergebnisse dieser Maßnahmen sind deutlich sichtbar: Im letzten Jahr erzielte Griechenland einen Rekordüberschuss von 4,8 Prozent oder 63 Milliarden Euro.
Zusätzlich sank die Jugendarbeitslosenquote von 52 Prozent im Jahr 2015 auf 25 Prozent. Diese positiveren Zahlen sind auch auf eine nachhaltigere wirtschaftliche Ausrichtung zurückzuführen, die sich insbesondere auf den Dienstleistungssektor und den Tourismus konzentriert. Weitere wichtige Sektoren sind der Anbau von Oliven, Wein, Obst und Gemüse sowie die Lebensmittelproduktion und der Textil- und Chemiesektor. Trotz dieser positiven Entwicklungen ist eine vollständige Erholung von der Krise, die zwischen 2010 und 2016 ihren Höhepunkt erreichte, noch nicht erreicht. Rund ein Viertel der Wirtschaftskraft ging während dieser Zeit verloren.
Ausblick auf die Zukunft
Griechenland hat sich von den letzten Plätzen in der Eurozone in eine wachstumsstarke Region Europas vorgearbeitet. Laut der Deutschen Bank liegt das BIP 2022 bei 208 Milliarden Euro, was immer noch unter den 242 Milliarden Euro von 2008 liegt. Auch Reallöhne erreichten 2022 nur 71 Prozent des Vorkrisenniveaus. Doch die Weichen für eine nachhaltige wirtschaftliche Stabilität sind gestellt. Die Fortsetzung der Reformen und eine positive wirtschaftliche Entwicklung könnten dazu beitragen, dass Griechenland seine Herausforderungen meistert und seinen Platz in der europäischen Wirtschaft festigt. Focus und Deutsche Bank berichten über diese signifikanten Entwicklungen und die zukünftigen Perspektiven des Landes.