
In Deutschland sind Familienunternehmen von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft. Laut ARD Mediathek beschäftigen diese Unternehmen rund 8 Millionen Mitarbeiter:innen und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von etwa 1.700 Milliarden Euro. Besonders im Mittelstand, der in Baden-Württemberg stark vertreten ist, scheinen Familienbetriebe jedoch unter der stagnierenden Wirtschaft zu leiden. 2024 kam es zu einem besorgniserregenden Anstieg der Insolvenzen. So haben so viele Firmen Insolvenz angemeldet wie seit fast 10 Jahren nicht mehr. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl der Insolvenzen im Jahr 2024 um 16,8 Prozent, was im Dezember 2024 zu 13,8 Prozent mehr angemeldeten Insolvenzverfahren im Vergleich zum Vorjahr führte.
Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbands der Familienunternehmer und Geschäftsführerin der Rullko Großeinkauf GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamm, äußerte sich kritisch zu wirtschaftspolitischen Fragen, insbesondere zur Bürokratie, die ihrer Meinung nach die wirtschaftliche Entwicklung bremst. Ihr Unternehmen, das Lebensmittel an Großküchen und Gastronomie liefert, erwirtschaftete im Jahr 2023 einen Umsatz von 91 Millionen Euro. Die wirtschaftliche Lage wird zudem ein zentrales Thema im Wahlkampf zur anstehenden Bundestagswahl sein.
Insolvenzen in Baden-Württemberg stark gestiegen
Ein neuerlicher Blick auf die Lage der Unternehmensinsolvenzen in Baden-Württemberg zeigt, dass von Januar bis Juni 2024 insgesamt 1.245 Unternehmensinsolvenzen beantragt wurden. Dies bedeutet einen Anstieg um 340 Insolvenzverfahren oder 37,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dabei waren insgesamt 11.330 Arbeitnehmer von diesen Insolvenzen betroffen, wobei dies als eine Untergrenze zu verstehen ist, da nicht alle betroffenen Arbeitsplätze erfasst wurden. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger gegenüber den insolventen Unternehmen belaufen sich auf über 1,8 Milliarden Euro, was einem Durchschnitt von rund 1,47 Millionen Euro pro Insolvenzverfahren entspricht.
Besonders auffällig ist die Insolvenz-Häufigkeit im Stadtkreis Mannheim, mit 8,7 Insolvenzanträgen je 1.000 ansässigen Unternehmen. Dort entfielen 27,1 Prozent der Insolvenzen auf den Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen. Im Gegensatz dazu verzeichnete der Landkreis Waldshut die niedrigste Insolvenzhäufigkeit mit 0,8 Insolvenzanträgen je 1.000 Unternehmen. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2024 in Baden-Württemberg 6.645 Unternehmens- und Privatinsolvenzverfahren beantragt, was einen Anstieg um 1.077 Verfahren oder 19,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet, wie Statistik BW berichtete.