Wirtschaftspolitik

Kartoffelkrise in Weißrussland: Lukaschenko unter Druck!

In Weißrussland sorgt ein akuter Mangel an Kartoffeln für erhebliche Versorgungsschwierigkeiten. Diese Knappheit betrifft vor allem die ländlichen Regionen, wo Kartoffelgerichte in Cafés und Restaurants kaum mehr verfügbar sind. Als Reaktion auf die Situation werden zunehmend Bohnen und Getreidebreie als Ersatz angeboten. Die Gründe für diesen Mangel sind vielfältig und reichen von einer geringeren Ernte über ungünstige Wetterbedingungen bis hin zu einem hohen Exportbedarf nach Russland. NZZ berichtet, dass die Wirtschaftspolitik unter Präsident Alexander Lukaschenko, die stark auf staatlicher Kontrolle basiert, zur aktuellen Kartoffelkrise beigetragen hat.

Im Jahr 2022 stieg die Inflation in Weißrussland erheblich, was die Produktionskosten in der Landwirtschaft erhöhte. Anstatt die Zinsen zu erhöhen, setzte die Regierung auf Preisregulierungen für Grundnahrungsmittel. Diese Maßnahmen führten dazu, dass viele Bauern die Anbauflächen für Kartoffeln reduzierten und stattdessen ihren Fokus auf die Exportmärkte nach Russland richten, wo die Preise deutlich höher sind. Lukaschenko hat wiederholt von der Bevölkerung Geduld gefordert und vor allem die Exportierenden für die Krise verantwortlich gemacht.

Auswirkungen auf die Region

Die Kartoffelknappheit ist nicht nur ein Problem für Weißrussland, sondern hat auch Auswirkungen auf Russland. Der russische Kremlchef Wladimir Putin hat die Kartoffelkrise bestätigt und eingeräumt, dass die Lebensmittelpreise, insbesondere für Kartoffeln, stark steigen. Seit Jahresbeginn sind die Preise um 52 % gestiegen, während sich die Großhandelspreise um mehr als das Vierfache erhöht haben. Diese Preisanstiege in Russland werden durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht, darunter ein Rückgang der Anbauflächen und ein Ernteeinbruch um 12 % im Vorjahr, bedingt durch extreme Wetterbedingungen. T-Online berichtet, dass dies zu einem Anstieg der Preise für andere Grundnahrungsmittel wie Kohl, Rote Bete und Zwiebeln geführt hat.

Zusätzlich haben sich die Importe von Pflanzkartoffeln und Saatgut aus „unfreundlichen Staaten“ seit Januar 2024 um 93 % reduziert. Angesichts der prekären Situation hat Russland begonnen, Kartoffelreserven aus Weißrussland aufzukaufen. Doch auch die Weißrussischen Vorräte sind inzwischen erschöpft, was die Probleme in der Region weiter verstärkt. Lukaschenko hat deshalb die Notwendigkeit betont, den Kartoffelanbau in Weißrussland zu intensivieren, um die heimische und die russische Versorgung sicherzustellen.

Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung

In einem weiteren Schritt hat Weißrussland beschlossen, ein zuvor bestehendes Einfuhrverbot für Obst und Gemüse aus der EU aufzuheben, um die bestehende Versorgungslage zu verbessern. Dies zeigt die Dringlichkeit und die ernsthafte Lage in der weißrussischen Landwirtschaft. Trotz aller Bemühungen bleibt der Kartoffelmangel jedoch ein Symptom für tiefere strukturelle Probleme in der Branche, die nicht nur die Kartoffelernte, sondern auch den Viehbestand und andere Gemüsesorten betreffen.

Insgesamt verdeutlicht die gegenwärtige Krise die Abhängigkeit der Region von stabilen Agrarprodukten und die Herausforderungen, denen sich die bäuerlichen Betriebe gegenübersehen. Sowohl in Weißrussland als auch in Russland könnte die aktuelle Unsicherheit noch lange anhalten, sofern keine wesentlichen Verbesserungen in der Anbaustrategie und den politischen Rahmenbedingungen erfolgen.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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