
Am 30. Mai 2025 stehen Russland und insbesondere Präsident Wladimir Putin vor einer gravierenden Krise, die weitreichende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen hat. Die Verhandlungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs sind gescheitert, und die nächste Gesprächsrunde könnte frühestens am 2. Juni stattfinden. Inmitten dieser instabilen Situation gibt Putin im Staatsfernsehen ein alarmierendes Eingeständnis: „Wir haben nicht genug Kartoffeln.“
Die Kartoffelkrise in Russland ist das Resultat von mehreren Faktoren. Nach einem Rückgang des Erntevolumens um 12 % auf nur 7,3 Millionen Tonnen im Jahr 2024, was 1,2 Millionen Tonnen unter dem tatsächlichen Bedarf liegt, sind die Preise für die Grundnahrungsmittel explodiert. Vergangenes Jahr stiegen die Kartoffelpreise um 92 % und im Mai 2025 um unglaubliche 166,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist besonders besorgniserregend, da Kartoffeln als eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel in Russland gelten, direkt hinter Weizen.
Ursachen der Kartoffelkrise
Die Gründe für diese Krise sind komplex. Extreme Wetterbedingungen wie Frühjahrsfrost und Dürre haben die Erträge drastisch reduziert. Zudem führte eine Rekordernte im Jahr 2023, die zu Preiseinbrüchen führte, dazu, dass viele Landwirte ihre Anbauflächen verringerten. Der Ukraine-Krieg hat außerdem einen Mangel an Arbeitskräften zur Folge, da viele junge Männer an die Front geschickt wurden.
Zusätzlich drücken westliche Sanktionen auf die russische Landwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf den Zugang zu moderner Landtechnik. Ein drastischer Rückgang der Saatgutimporte um 93 % in nur einem Jahr hat die Situation weiter verschärft. Trotz aller Bemühungen hat Belarus, das traditionell enge Beziehungen zu Russland pflegt, sein Einfuhrverbot für Obst und Gemüse aus der EU aufgehoben, um auf die kritische Situation zu reagieren.
Management der Lebensmittelkrise
Der Anstieg der Lebensmittelpreise, festgestellt mit einer Inflation von 12,66 % bei Lebensmitteln, beeinträchtigt die Kaufkraft der Bevölkerung erheblich. Für viele ärmere Haushalte in Russland, die im Durchschnitt 34,6 % ihrer Einkünfte für Lebensmittel ausgeben, sind Kartoffeln lebenswichtig. Durch die Inflation und die sanktionierten wirtschaftlichen Bedingungen haben sich die Reallöhne um 12 % verringert.
Im Vergleich dazu hat die EU, die ihre Landwirte jährlich mit 58,7 Milliarden Euro unterstützt, die Ernteausfälle besser abgefedert. Während der Rückgang der Erträge in der EU im Durchschnitt nur 4,7 % betrug, ist der Rückgang in Russland mit 12 % deutlich ausgeprägter. Dies verdeutlicht die strukturellen Probleme der russischen Landwirtschaft, die durch den Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Einberufungen weiter verschärft wurden.
In einem einzigartigen Moment des Zugeständnisses hat Putin den elenden Zustand der Kartoffelversorgung in Russland thematisiert. Diese Situation ist Teil eines weiteren Mosaiks von Versagen in der russischen Agrarwirtschaft, während 47 % des nationalen Budgets in militärische Aktivitäten fließen und lediglich 0,3 % in die Landwirtschaft. Die Herausforderung, die Kartoffelkrise zu bewältigen, könnte sich als schicksalhaft für die russische Gesellschaft erweisen.