
In den vergangenen Tagen gab es mehrere Vorfälle in der Ostsee, die auf eine mögliche Sabotage hindeuten. Am vergangenen Sonntag fiel eine Unterseekabelverbindung zwischen Litauen und der schwedischen Insel Gotland aufgrund physischer Schäden aus. Über Nacht erlitten auch die C-Lion1-Kabel zwischen Finnland und Deutschland Schäden. Laut dem finnischen Telekommunikationsunternehmen Cinia könnte das Kabel durch eine „äußere Kraft“ rupturiert worden sein. In der Folge wurden auffällige Schiffsbewegungen in der Nähe der Stellen mit Kabelschäden registriert.
Fünf europäische Länder – Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Großbritannien – haben russische Spionageaktivitäten innerhalb der EU scharf verurteilt. Diese Erklärung kam nach einer Sitzung in Warschau, die sich mit laufenden russischen Sabotageoperationen gegen die Verbündeten der Ukraine beschäftigte. Die Außenminister der beteiligten Länder betonten, dass Russland systematisch die europäische Sicherheitsarchitektur angreife und die hybriden Aktivitäten Moskaus gegen NATO- und EU-Länder in ihrer Vielfalt und ihrem Umfang beispiellos seien, wie Maritime Executive berichtete.
Russische Aktivitäten in europäischen Gewässern
Geheimdienstler vermuten, dass Russland in der Nord- und Ostsee Offshore-Windparks, Gaspipelines und unterseeische Kabel überwacht, mit dem Ziel, diese im Ernstfall gezielt zu sabotieren. Diese Art der Kriegsführung wird als „seabed warfare“ bezeichnet. Norwegische Forscher schätzen, dass Hunderte russische Spionageschiffe nordische Gewässer erkunden, darunter viele zivile Schiffe. Daten, die dabei erhoben werden, gelangen teilweise zu einer geheimen Einheit für Tiefseerecherche, die dem russischen Verteidigungsministerium unterstellt ist, wie Spiegel berichtet.
Die jüngsten Vorfälle wurden von Carl-Oskar Bohlin, Schwedens Minister für Zivilschutz, bestätigt, der auffällige Schiffsbewegungen in der Nähe der beschädigten Kabel feststellte. Unter anderem fiel der Bulker Yi Peng 3 auf, der während der Kabelausfälle ungewöhnliche Kurs- und Geschwindigkeitsänderungen zeigte. Dieses Schiff wurde von der dänischen Marine abgefangen und befindet sich derzeit im Kattegat vor Anker.
Die europäischen Sicherheitsbeamten äußern den Verdacht, dass die Kabelbrüche Sabotageakte waren, wobei Russland als Hauptverdächtiger gilt. Boris Pistorius, der verteidigungspolitische Sprecher Deutschlands, äußerte, dass niemand an einen zufälligen Schaden der Kabel glaube und es sich um eine hybride Aktion handeln müsse. Der niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans wies ebenfalls auf eine zunehmende russische Aktivität auf den Meeren hin, die Spionage und mögliche Sabotage zum Ziel habe.
In der Vergangenheit gab es bereits größere Vorfälle mit Unterseeinfrastruktur, wie im Oktober 2023, als ein chinesisches Containerschiff, die NewNew Polar Bear, die Balticconnector-Gaspipeline und zwei Glasfaserkabel beschädigte. Auch das Nord Stream-Pipelinesystem war im Jahr 2022 Ziel eines größeren Angriffs, dessen Urheberschaft nach wie vor nicht abgeschlossen ermittelt wird, aber mehrere Untersuchungen deuten auf ukrainische Akteure hin, möglicherweise mit staatlicher Unterstützung.