
In Südtirol bleibt die Immobilieninvestition die bevorzugte Geldanlage für lokale Familien. Karl Florian, Präsident der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, hebt hervor, dass der Großteil der finanziellen Mittel der Südtiroler in Immobilien fließt. Dies steht im Einklang mit einer Studie von Banca d’Italia, die bestätigt, dass das Nettogesamtvermögen der Südtiroler Familien 2022 rund 175 Milliarden Euro betrug, was es über den Werten im benachbarten Trentino positioniert.
Die Südtiroler zeigen sich in ihren Spar- und Investitionsstrategien eher risikoavers. Viele halten ihre Ersparnisse in liquiden Mitteln auf Konten oder in Sparguthaben. Bozen führt laut den aktuellen Statistiken die italienische Rangliste bei Bankeinlagen mit einem Durchschnitt von fast 30.000 Euro pro Kopf. Während Mailand bei Investitionen in Aktien führend ist, scheint das Interesse an Börseninvestitionen in Südtirol hinter der Immobilienliebe zurückzustehen. Die Sparquote in der Region beträgt 14 Prozent, während sie landesweit bei 10 Prozent liegt. Florian bemerkt zudem, dass die Südtiroler starkes Vertrauen in die lokalen Bankinstitute haben und sich weniger risikofreudig zeigen.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die wirtschaftliche Situation in den autonomen Provinzen Trient und Bozen hat 2022 eine positive Entwicklung erfahren, wenn auch langsamer als im Vorjahr. Der jährliche BIP-Zuwachs in beiden Provinzen lag bei fast 4 Prozent und übertraf sogar die Werte von 2019. Alle Wirtschaftssektoren, insbesondere die Tourismusbranche, trugen zu diesem Wachstum bei. Es ist jedoch zu beachten, dass Inflation, steigende Zinssätze und geopolitische Unsicherheiten den wirtschaftlichen Aufschwung dämpfen.
Prognosen deuten auf ein vermindertes BIP-Wachstum für 2023 hin. Während die Industrieumsätze im Jahr 2022 nur leicht anstiegen, profitiert der Bausektor von staatlichen Anreizen und florierenden Immobilienmärkten. Gleichzeitig sind die Kapitalakkumulation der Unternehmen und die Anlageinvestitionen durch steigende Liquidität belastet, während steigende Kreditkosten die Nachfrage nach Krediten reduzieren.
Arbeitsmarkt und Lebensqualität
Trotz der hohen Inflation, die die Kaufkraft der privaten Haushalte schmälerte, zeigt die Beschäftigung im Jahr 2022 einen positiven Trend. Der Markt erlebte einen Anstieg unbefristeter Arbeitsverträge und einen Rückgang der Arbeitslosenquote. Dennoch bleibt die Herausforderung für Unternehmen, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, bestehen.
Zusätzlich machen sich die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend bemerkbar, wobei insbesondere die Landwirtschaft, der Tourismus und die Wasserkraft stark betroffen sind. Politische Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels könnten potenzielle “Transitionsrisiken” für Unternehmen mit sich bringen. Trotz dieser Herausforderungen zeigt die lokale Wirtschaft eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit.
Insgesamt bleibt die Region in einer stabilen finanziellen Lage. Die Bankkredite an den nichtfinanziellen Privatsektor zeigten einen Rückgang, während die Kreditqualität hoch blieb. Trotz gestiegener Verschuldungskosten ist die Finanzlage der Unternehmen stabil.
Der Markt für Immobilien und die weiteren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Südtirol legen einem klaren Fokus auf die kontinuierliche Entwicklung von Investitionen und das Vertrauen in lokale Finanzinstitute nahe. Immer mehr Südtiroler nutzen die Möglichkeiten der regionalen Wirtschaft, um ihre finanzielle Sicherheit zu erhöhen.
Weitere Informationen zur finanziellen Lage und den Investitionsstrategien in Südtirol finden sich in den Berichten von Rai News und Banca d’Italia.