Die Verbraucherzentrale erwägt rechtliche Schritte gegen den chinesischen Online-Marktplatz Temu aufgrund mehrerer Verstöße, die das Unternehmen begangen haben soll. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin hat Temu bereits abgemahnt und sieht das Unternehmen in der Pflicht, Verbraucher vor fragwürdigen Geschäftspraktiken zu schützen. Die Plattform von Whaleco Technology Limited reagierte auf die Abmahnung, aber eine Unterlassungserklärung wurde nicht abgegeben. Die Verbraucherzentrale prüft nun die Möglichkeit einer Klage gegen Temu.
Temu verteidigt sich gegen die Vorwürfe, betont, dass ihre Praktiken fair seien und dass sie bestrebt seien, die Transparenz zu verbessern und die Plattform an lokale Präferenzen anzupassen. Die Verbraucherzentrale kritisiert unter anderem, dass Temu Verbraucher im Unklaren darüber lässt, wie die hoch ausgewiesenen Rabatte zustande kommen. Zudem wirbt die Plattform für umweltfreundliche Lieferoptionen, obwohl die bestellten Waren bereits lange Strecken zurückgelegt haben.
Weiterhin moniert die vzbv, dass Temu Verbraucher während des Bestellvorgangs unter Druck setzt und manipulative Designs, sogenannte Dark Patterns, verwendet. Die Plattform informiert nicht ausreichend darüber, ob Produktbewertungen echt sind und gibt keine Angaben über die Identität der Produktanbieter. Temu wehrt sich gegen diese Vorwürfe und betont, dass sie die Lagerbestände und den Kaufaktualisierungsstand transparent darstellen, um Verbrauchern informierte Entscheidungen zu ermöglichen.
Temu hat mit Rabattangeboten von bis zu 90 Prozent für Aufsehen gesorgt und sich schnell auf dem deutschen Markt etabliert. Handelsexperten und Verbände fordern ein strengeres Vorgehen gegen chinesische Billig-Marktplätze wie Temu. Im Februar beklagten europäische Spielzeughersteller die Sicherheit der auf der Plattform angebotenen Produkte und forderten strengere Kontrollen. Im Jahr 2023 wurde Temu von allen Shopping-Apps in Deutschland am häufigsten heruntergeladen, wie Daten von Similarweb zeigen.