Die deutsche Versicherungswirtschaft fordert eine Ergänzung des Paragraphen 76 des Wasserhaushaltsgesetzes, um es den Versicherungsunternehmen zu ermöglichen, für Häuser, die ab dem 1. Januar 2023 in hochwassergefährdeten Gebieten errichtet wurden, keine Versicherungsangebote zu machen. Obwohl viele Versicherer derzeit finanziell gut aufgestellt sind, steigt die Häufigkeit extremer Wetterereignisse, was zu einer Zunahme von Schäden durch Hagel, Sturm und vor allem Überflutungen führt. In den letzten 20 Jahren haben Starkregen in Deutschland Schäden in Höhe von 12,6 Milliarden Euro an Wohngebäuden verursacht, wobei statistisch gesehen jedes zehnte Haus betroffen war und die Reparaturkosten pro betroffenem Haus im Durchschnitt bei 7600 Euro lagen.
Die Versicherungswirtschaft betont, dass viele Schäden vermeidbar wären, wenn nicht weiterhin in hochwassergefährdeten Gebieten gebaut würde. Eine Untersuchung im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft zeigt, dass etwa 323.000 Gebäude in Überschwemmungsgebieten oder Hochwassergefahrenflächen stehen. Besonders in Sachsen, Thüringen und Rheinland-Pfalz liegt ein beträchtlicher Anteil der Adressen in Überschwemmungsgebieten. Die Versicherer fordern mehr Präventivmaßnahmen seitens der öffentlichen Hand anstelle einer Diskussion über die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Naturgefahren.
In Gebieten wie dem rheinland-pfälzischen Landkreis Cochem-Zell, Gera und Koblenz sind viele Adressen in Überschwemmungsgebieten lokalisiert. Laut der Untersuchung ist eine dringende Notwendigkeit, Verwaltungsentscheidungen zu überdenken, da viele zerstörte Häuser nach Flutkatastrophen an denselben gefährdeten Stellen wieder aufgebaut wurden. Der GDV setzt sich zudem für präventive Maßnahmen ein, einschließlich des Verzichts auf Unterkellerungen von Gebäuden. In Regionen wie Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin ist die Anzahl der Adressen in Überflutungsgebieten im Vergleich zu anderen Gebieten deutlich geringer.
Die Diskussion um die Versicherung von Neubauten in Flutgebieten zeigt die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Versicherern, Gesetzgebern und Bauherren, um effektive Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und den Schutz vor Naturkatastrophen zu verbessern.