
Eine aktuelle Analyse des Marktforschungsunternehmens NIQ hat ergeben, dass das Interesse der Verbraucher an Nachhaltigkeit in Deutschland seit 2019 rückläufig ist. Während in diesem Jahr noch 30% der Befragten angaben, Schuldgefühle bei nicht umweltfreundlichem Verhalten zu haben, sank dieser Wert bis 2024 auf nur noch 22%. Zu den als nicht umweltfreundlich angesehenen Verhaltensweisen zählen unter anderem das Nicht-Trennen von Müll und die Wahl von Produkten mit schlechter Tierwohl-Klasse. Die Untersuchung basiert auf der Langzeitstudie „NIQ Consumer Life“, in der jährlich 2.000 Personen in Deutschland ab 16 Jahren befragt werden.
Die NIQ-Konsumexpertin Petra Süptitz stellte fest, dass Nachhaltigkeit während der Corona-Pandemie einen kurzzeitigen Anstieg erlebte. Verbraucher sind jedoch preissensibler geworden und setzen stärker auf Rabattaktionen. In der aktuellen wirtschaftlichen Unsicherheit und der Inflation verschieben sich die Prioritäten der Konsumenten, sodass Nachhaltigkeit zunehmend als Luxus betrachtet wird. Die Bereitschaft, persönliche Opfer für den Klimaschutz zu bringen, sank von 34% im Jahr 2019 auf 24% im Jahr 2024. Während das Bewusstsein für Umweltschutz pragmatischer geworden ist, wächst die Nachfrage nach Bio-Produkten sowie veganen und vegetarischen Lebensmitteln, die weiterhin stärker zulegen als konventionelle Produkte.
Verändertes Kaufverhalten während der Pandemie
Zusätzlich zeichnete eine Studie von Brandwatch Consumer Research ein Bild der veränderten Kaufgewohnheiten der Deutschen während der Corona-Pandemie. Die vorübergehende Schließung vieler Geschäfte führte dazu, dass Verbraucher mehr Zeit online verbrachten, was einen Anstieg von Warenkorbabbrüchen zur Folge hatte. Hauptgründe hierfür waren das Sparen von Geld, das Aufschieben von Käufen und eine geringe Kaufabsicht von Beginn an. Unternehmen werden geraten, die Barrieren im Online-Kaufprozess zu identifizieren, um diese Abbrüche zu reduzieren.
Interessanterweise stieg in den ersten Monaten der Pandemie die Anzahl der Impulskäufe, gefolgt von einem Rückgang im Frühjahr 2021. Die Verbraucher scheinen wieder bedachter einzukaufen, möglicherweise infolge von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit. Während Hamsterkäufe im Jahr 2020 zu leeren Regalen, insbesondere bei Grundnahrungsmitteln und Hygieneprodukten, führten, gewannen Vorbestellungen, speziell bei Elektronikartikeln, an Beliebtheit aufgrund von Ängsten vor Produktengpässen. Diese Ängste könnten auch zukünftig bestehen bleiben, was Unternehmen die Möglichkeit bietet, durch Vorbestellungen Kunden zu gewinnen.
Das Kaufverhalten und die Konsumneigung in Deutschland zeigen damit deutlich, dass die wirtschaftliche Lage und die Pandemie das Verbraucherverhalten nachhaltig beeinflusst haben. Laut der NIQ-Analyse bleibt die Kauflaune gedämpft, während die Sparneigung zunimmt und die Erwartungen an Einkommen verringert sind.