Ein Lehrer-Ehepaar aus der Region Kassel, Klaus Michel (79) und Ursula Olbert (69), kritisiert die bestehenden Regelungen zum Witwengeld, da Ursula aufgrund ihrer späten Heirat keine entsprechende Versorgung erhalten wird. Nach neun Jahren Ehe erinnern sie sich an ihre Hochzeit, bei der sie nicht bedachten, dass die späte Heirat Auswirkungen auf ihre Altersversorgung haben könnte. Gemäß den Richtlinien erhalten hessische Beamte-Witwen oder -Witwer nur Witwengeld, wenn die Ehe vor dem Ruhestand und vor Erreichen der Regelaltersgrenze geschlossen wurde.
Hans Michel bezeichnet das geltende Gesetz als veraltet und nicht mehr zeitgemäß, da die klassische Versorgungsehe selten geworden ist und Menschen oft auch im fortgeschrittenen Alter heiraten, meist aus Liebe und nicht aus finanziellen Gründen. Er betont, dass sie sicher finanziell abgesichert seien, aber viele andere von dieser Regelung stark betroffen seien und Reformen erforderlich seien.
Ein ähnlicher Fall betrifft auch Monika Diegler aus Kassel, die statt des üblichen Witwengeldes einen wesentlich niedrigeren Unterhaltsbeitrag erhält. Dies liegt daran, dass bei der Berechnung des Unterhaltsbeitrags Erwerbs- und Erwerbsersatzeinkommen stärker berücksichtigt werden als beim regulären Witwengeld. Monika hat wegen einer Erwerbsminderungsrente von 1250 Euro pro Monat Anspruch auf nur 150 Euro Unterstützung.
Monika Diegler sandte bereits 2023 eine Petition an den Hessischen Landtag, um eine Gesetzesänderung zu erreichen. Hans Michel möchte sie bei ihren Bemühungen unterstützen und scherzt, dass er vorhat, so lange wie möglich zu leben, um zu verhindern, dass Ursula den Versorgungsfall erlebt. Das Regierungspräsidium Kassel, das die Witwengeldanträge bearbeitet, verweist auf die Politik und betont, dass es nicht in seine Zuständigkeit fällt, die Gesetze zu bewerten, sondern diese lediglich auf konkrete Fälle anzuwenden.
