Parlameter: Wie treu sind die Parlamentarier wirklich ihrer Partei?
Der Parlameter der Universität Luzern analysiert die Parteitreue im Schweizer Parlament und zeigt, wie Parlamentarier abstimmen.

Parlameter: Wie treu sind die Parlamentarier wirklich ihrer Partei?
Der neue «Parlameter», ein innovatives Tool der Universität Luzern, hat die politische Landschaft in der Schweiz erneut beleuchtet. Mit diesem Instrument, das vom Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) entwickelt wurde, können die Abstimmungen von National- und Ständeräten analysiert werden. So wird sichtbar, wie stark sich die Parlamentarier an die Vorgaben ihrer eigenen Parteien halten.
Das Tool, welches quasi als „Seismograf des faktischen politischen Lebens“ fungiert, zeigt auf, dass die Parteitreue im Bundesparlament generell hoch ist. Besonders ausgeprägt ist sie bei der Sozialdemokratischen Partei (SP) mit einer beachtlichen Quote von 99,2 %. Dagegen liegt die Parteitreue der Mitte-Partei bei 95,5 %. Die Daten zeigen auch, dass rund ein Drittel der Nationalräte in über 99 Prozent der Fälle mit ihrer eigenen Partei stimmen, was die enge Bindung zwischen den Abgeordneten und ihren politischen Lagern unterstreicht.
Spektakuläre Einblicke
Die höchste Parteitreue kommt von Linda de Ventura (SP), die seit Dezember 2024 im Nationalrat sitzt und eine beeindruckende Abstimmungsquote von 99,8 % aufweist. Im Ständerat führt Flavia Wasserfallen (SP) die Liste mit 98,4 % an. Ein interessanter Gegensatz dazu ist Daniel Jositsch (SP), der mit 81,3 % als der größte Abweichler im Ständerat gilt. Im Nationalrat hingegen ist Thomas Rechsteiner (Mitte) der größte Abweichler mit einer Quote von 90,5 %.
Allerdings zeigt das neue Tool auch, dass nicht alle Abgeordneten strikt ihrer Parteipolitik folgen. Fabio Regazzi (Mitte) hat in der letzten Sitzung öfter mit der FDP gestimmt (83,7 %) als mit seiner eigenen Partei, die ihn nur zu 78,2 % unterstützte. Regazzi kommentiert, dass die thematischen Schwerpunkte je nach Session variieren und er stets versucht, seinen Überzeugungen treu zu bleiben, ohne jedoch Kompromisse zu scheuen. Trotz dieser Abweichungen hat er klargestellt, dass er nie die Partei wechseln wird.
Ein Blick auf die Demokratie
Der «Parlameter» ist nicht nur ein Instrument zur Analyse, sondern auch ein wichtiges Recherchetool für die Medien. Er vergleicht die Entscheidungen aus dem Bundeshaus mit Volksabstimmungen, wodurch offengelegt wird, wie nahe die Parlamentarier an den Wünschen der Bürger stehen. Dies bietet eine wertvolle Perspektive auf die Relevanz von Volksentscheidungen und zeigt auf, wo möglicherweise Lücken in der Vertretung der Bevölkerung bestehen.
In einer Zeit, in der Transparenz und Rechenschaftspflicht in der Politik zunehmend gefordert werden, hebt IWP-Geschäftsführer René Scheu hervor, dass die gesammelten Daten essenziell für eine funktionierende Demokratie sind. Der «Parlameter» stellt somit nicht nur eine interessante Analyseplattform dar, sondern auch ein wichtiges Element für das Verständnis der direkten Demokratie in der Schweiz.