Gemäß einem Bericht von www.bild.de,
Pünktlich zu Weihnachten trudeln beim Bilanzprüfer EY (Ernst & Young) zwei Klagen ein. Eine von Insolvenzverwalter Michael Jaffé und eine von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die für mehr als 13 000 Wirecard-Anleger Schadensersatz fordern. Gerade die zweite Klage könnte für EY sehr brenzlig werden. Es werden mehr als 700 Millionen Euro Schadensersatz gefordert.
EY war der Bilanzprüfer von Wirecard. Wirecard musste 2020 Insolvenz anmelden als urplötzlich 1,9 Milliarden Euro auf einem Treuhandkonto nicht mehr auffindbar waren. Anleger verloren von einem auf den anderen Tag immense Summen als der Börsenkurs abstürzte. EY als Bilanzprüfer soll die fehlenden 1,9 Milliarden nie bemerkt haben.
Für den entstandenen Schaden fordern Michael Jaffé und der DSW jetzt Schadensersatz von EY. Bei Wirecard ist schließlich nichts mehr zu holen. Beide Parteien mussten die Klage noch dieses Jahr einreichen, um die Ansprüche nicht verjähren zu lassen.
Die Klage der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vertritt mehr als 13 000 institutionelle und private Wirecard-Investoren, die über 700 Millionen Euro in Wirecard investiert haben. Die Klage umfasst über 80 000 Seiten. Wie der DSW in einer Pressemitteilung schrieb, sei durch ein niederländisches Stiftungsmodell sowie britischer Prozessfinanzierer kein Kostenrisiko für die 13 000 Kläger gegeben.
Das Handelsblatt berichtete, dass Insolvenzverwalter Michael Jaffé noch im März versuchte, einen Vergleich mit EY auszuhandeln, um eine gerichtliche Auseinandersetzung zu vermeiden. EY habe sich aber nicht bereit erklärt, über einen angemessenen Vergleichsbetrag zu verhandeln. Dann also doch eine gerichtliche Auseinandersetzung. Wie viel Jaffé konkret fordert, ist nicht bekannt.
Schon diesen April hatte die Abschlussprüfungsaufsicht Apas EY wegen Verletzung der Berufspflicht zu 500 000 Euro Strafe und einem Verbot, neue Kunden anzunehmen, verdonnert. Wie das Handelsblatt berichtete, stellte die Apas EY vergangenen Freitag einen Bescheid ihrer berufsrechtlichen Untersuchung zu. Die EY-Prüfer sollen ihre Berufspflicht an zahlreichen Stellen fahrlässig, aber zumindest nicht vorsätzlich, verletzt haben.
Als Finanzexperte sehe ich die Klagen gegen EY im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal als bedeutendes Ereignis. Die geforderte Schadensersatzsumme von über 700 Millionen Euro könnte tiefgreifende Auswirkungen auf den Finanzmarkt und die Wirtschaftsprüfungsbranche haben. Zudem signalisiert die Strafe und das Verbot, neue Kunden anzunehmen, von der Abschlussprüfungsaufsicht Apas eine weitere Belastung für EY. Die möglichen Kosten und Reputationsschäden, die EY in Folge der Klagen und Sanktionen erleiden könnte, sind erheblich.
Diese Entwicklungen könnten dazu führen, dass Finanzunternehmen und Investoren vorsichtiger bei der Auswahl von Wirtschaftsprüfungsunternehmen vorgehen und ihre Anlageentscheidungen noch genauer überdenken. Darüber hinaus könnte das Vertrauen in die Integrität von Bilanzprüfern und die Qualität von Abschlussprüfungen weiter geschwächt werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Klagen und Sanktionen gegen EY auf den Finanzmarkt und die Wirtschaftsprüfungsbranche auswirken werden. Die Risiken und Kosten könnten erheblich sein.
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