Aktienmarkt
Warum auch Birkenstock lieber in den USA an die Börse ging als in Deutschland
Dienstag, 24.10.2023 | 07:00
Warum ist Birkenstock als deutsches Unternehmen in die USA an die Börse gegangen?
Mit dem Gang an die Börse wollen Unternehmen Geld zur Finanzierung von Wachstum, Innovation und Beschäftigung aufnehmen. Bei Birkenstock fiel die Wahl auf New York, weil der Kapitalmarkt dort am besten entwickelt ist und das Unternehmen mit dem „Initial Public Offering“ (IPO) in den USA Investoren ansprechen möchte, die das Geschäftsmodell am besten verstehen. Darüber hinaus spielte eine große Rolle, dass die USA einer der wichtigsten Absatzmärkte für Birkenstock ist, und das Label von New York als Modehauptstadt der Welt Zugkraft entwickelt. Mit dem Börsengang erhält die Marke eine noch größere Sichtbarkeit – auch mit Blick auf potenzielle Kunden.
Ist Birkenstock das erste Unternehmen aus Deutschland mit einem Börsengang in den USA?
In den letzten drei Jahren haben sich neben Birkenstock sieben weitere deutsche Unternehmen für den Börsenstandort USA entschieden. Das ist etwa ein Viertel aller deutschen Unternehmen, die in diesem Zeitraum an die Börse gingen. Etwas weiter zurück liegen die US-Notierungen des Mainzer Impfstoffherstellers BioNTech oder des Münchener Entwicklers für Lufttaxis Lilium. Diese beiden Beispiele verdeutlichen, dass insbesondere die US-Börse NASDAQ gerade für Unternehmen aus dem Hochtechnologiebereich sehr attraktiv ist.
Warum zieht es deutsche Unternehmen in die USA?
In den USA steht viel mehr Geld am Kapitalmarkt zur Verfügung, um Geschäftsideen zu finanzieren. Je mehr Geld am Kapitalmarkt vorhanden ist, desto eher spezialisieren sich institutionelle Investoren und bauen Expertise zum Beispiel in verschiedenen Technologiebereich auf. Dieses Wissen ist entscheidend, um die Erfolgsaussichten gerade bei komplexen Geschäftsmodellen wie der Impfstoffherstellung oder der Entwicklung von Lufttaxis beurteilen zu können. Zudem können die riesigen US-Kapitalsammelstellen, dazu gehören insbesondere Pensionsfonds, mit ihren breiten Portfolios auch eher Verluste in Spezialsegmenten verkraften. So sind beim Rennen um die Produktion des Corona-Impfstoffes einige Unternehmen auf der Strecke geblieben und konnten die in sie gesetzten Erwartungen der Investoren nicht erfüllen.
Woher kommt das Geld in den USA?
In den USA spielen Aktien in der Altersvorsorge eine viel größere Rolle als hierzulande. Dies sorgt dafür, dass die Rentnerinnen und Rentner ihren Lebensstandard im Alter durch Erträge ihrer Aktienanlagen verbessern können. Die riesigen Pensionsfonds, die das Geld der Altersvorsorgebeträge der Menschen verwalten, legen dieses zum Teil auch am heimischen Kapitalmarkt an. Der Pensionsfonds Calpers beispielsweise, der die Renten von mehr als zwei Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in Kalifornien betreut, hatte Ende 2022 die Hälfte des verwalteten Vermögens in Höhe von 420 Milliarden Euro in Aktien angelegt. Zum Vergleich: Das Vermögen in der deutschen betrieblichen Altersvorsorge beträgt insgesamt 672 Milliarden Euro.
Was muss in Deutschland geschehen, damit die Börsen konkurrenzfähig werden?
Wie in den USA müssen Aktien ein fester Bestandteil in der deutschen Altersvorsorge werden. Auf diese Weise lässt sich zum einen unsere gesetzliche Rente finanziell zukunftsfest aufstellen. Zum anderen können die entstehenden Pensionsfonds mit neuem zusätzlichem Kapital den Börsen in Deutschland Schwung verleihen. Hierfür muss die Politik endlich die Weichen stellen. Wichtige Berliner Projekte wie das Generationenkapital, der geplante Kapitalstock in der gesetzlichen Rente, dürfen kein Stückwerk bleiben. Auch in der privaten Altersvorsorge müssen Aktien ein fester Bestandteil werden. Die von der Bundesregierung eingesetzte Fokusgruppe private Altersvorsorge hat wichtige Ansätze zusammengetragen. Diese Vorschläge müssen nun beherzt umgesetzt werden.
Gemäß einem Bericht von amp.focus.de
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