Die FDP hat vorgeschlagen, Überstunden steuerlich zu begünstigen, um mit dem Arbeitskräftemangel in Deutschland umzugehen. Diese Maßnahme sieht vor, eine begrenzte Anzahl von Überstunden und die entsprechenden Zuschläge steuerfrei zu stellen. Gewerkschaften haben den Vorschlag kritisiert, während der Ökonom David Stadelmann von der Universität Bayreuth die Idee für sinnvoll hält.
Der Vorschlag der FDP stößt auf gemischte Reaktionen. DGB-Chefin Yasmin Fahimi bezeichnete ihn als „verrückte Idee“, da er potenziell zu einer Verdrängung von Vollzeitarbeit und einer ungleichen Verteilung der Arbeit führen könnte. FDP-Chef Christian Lindner verteidigte den Vorschlag und betonte, dass er besonders für Menschen gedacht sei, die zusätzlich zu ihrer Vollzeitstelle einem Minijob nachgehen.
Ein möglicher steuerlicher Anreiz für Überstunden, wie von Ökonom Stadelmann skizziert, könnte die gesamte Arbeitskräfteverfügbarkeit erhöhen und den Mangel an Arbeitskräften mildern. Die Einführung von Freibeträgen für Überstunden ab einer bestimmten Arbeitsstundenzahl pro Woche könnte ein Modell sein, das in Anlehnung an Österreich umgesetzt wird, wo Überstundenzuschläge nur teilweise besteuert werden.
Der Steuerrabatt für Überstunden birgt jedoch auch Risiken. Es könnte dazu führen, dass nur Vollzeitbeschäftigte davon profitieren, da ein Wechsel zu Teilzeitarbeit und die anschließende Ableistung steuerbegünstigter Überstunden für andere Arbeitnehmer attraktiver wird. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass die Nachwuchsgewinnung in Unternehmen und die weibliche Erwerbstätigkeit abnehmen könnten.
Die Diskussion über steuerlich begünstigte Überstunden ist Teil eines breiteren Ansatzes, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken. Neben dieser Maßnahme gibt es Bestrebungen, die Zuwanderung von 1,5 Millionen Fachkräften pro Jahr zu erleichtern und ältere Arbeitnehmer dazu zu motivieren, länger im Berufsleben zu bleiben. Dies soll unter anderem dazu beitragen, das Rentensystem zu entlasten, das zunehmend unter dem demografischen Wandel leidet.