Der Chemiekonzern BASF hat die Produktionspläne für Batteriechemikalien im finnischen Harjavalta auf Eis gelegt. Nachdem ein Verwaltungsgericht im Februar wieder die vorläufige Betriebsgenehmigung nach Klagen von Umweltschützern zurückgezogen hat, will der Konzern nach eigenem Bekunden die Beschäftigten jetzt auf unbestimmte Zeit freistellen. Die weitere Verschiebung und die Ungewissheit, wie es mit der formalen Inbetriebnahme weitergehe, hätten „langfristige finanzielle Auswirkungen“. BASF müsse deshalb den Betrieb anpassen und die Kosten senken. Einen echten Betrieb freilich gibt es dort bis heute nicht. Das Werk ist noch im Aufbau, betroffen ist denn nach Angaben des Konzerns auch nur eine zweistellige Zahl an Beschäftigten. Tatsächlich steht damit aber eines der wichtigsten Vorhaben für den Aufbau einer rein europäischen Wertschöpfungskette für Batteriechemikalien auf der Kippe.
In Finnland will BASF Nickel aus den Minen des russischen Rohstoffkonzerns Nornickel zu Vorprodukten für die Kathoden verarbeiten. Kathodenmaterial gilt als der teuerste Bestandteil von Antriebsbatterien und macht zwischen 30 bis 40 Prozent der Batteriekosten aus. Das in Finnland hergestellte Vorprodukt, ein Precursor genanntes Pulver, soll im brandenburgischen Schwarzheide, einem der größten BASF-Standorte, zu Kathodenmaterial weiterverarbeitet werden. Im Vorzeigewerk Schwarzheide, das mit 175 Millionen Euro staatlich gefördert wurde, will BASF zudem eine Recyclinganlage für Altbatterien aufbauen.
Das Werk in Schwarzheide werde derweil durch ein „breit gefächertes Partnernetzwerk“ versorgt, die Produktion sei nicht beeinträchtigt. Nach früheren Angaben kommt das Material unter anderem aus Australien. Nachdem BASF die Pläne in Finnland bekannt gab, wurden sie jedoch durch Verzögerungen beeinträchtigt. Schon eine vorläufige Betriebsgenehmigung im Jahr 2020 wurde zurückgezogen, und nun hat ein Gericht erneut eine bereits erteilte Genehmigung aufgehoben. BASF äußerte Enttäuschung über die widersprüchlichen Signale der Behörden und Verwaltungsgerichte. In einem hart umkämpften Markt wie dem Batteriemarkt seien Schnelligkeit und Planungssicherheit entscheidend.
Das Werk kann zwar mit grüner Energie betrieben werden, aber ein Problem besteht bei der Produktion von Natriumsulfat, das sich auf umweltschädliche Weise in die Ostsee auswirken könnte. BASF könnte das Problem durch den Bau eines „Crystallizers“ lösen, was jedoch zu weiteren Kosten und einer Verzögerung des Produktionsstarts um zwei Jahre führen würde. BASF hatte zwischenzeitlich angekündigt, das belastete Abwasser zur Entsorgung an ein anderes Unternehmen zu leiten, aber nach Recherchen von Umweltschutzorganisationen zog das Gericht die befristete Betriebserlaubnis zurück. Nun muss ein weiteres Gericht entscheiden, ob, wann und unter welchen Auflagen BASF eine unbefristete Erlaubnis erhält.