Die Staats- und Regierungschefs der EU haben sich bei einem Gipfeltreffen in Brüssel darauf verständigt, die Kapitalmarktunion voranzutreiben. Das Ziel besteht darin, bürokratische Hürden zwischen den EU-Ländern abzubauen, um Unternehmen mehr Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung zu bieten. Insbesondere sollen mehr Kleinanleger dazu ermutigt werden, in europäische Firmen zu investieren, um Kapital für den grünen und digitalen Wandel bereitzustellen.
Die Diskussion über die Kapitalmarktunion erhielt neuen Schwung durch einen Bericht des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta. Laut dem Bericht belaufen sich die privaten Ersparnisse in der EU auf 33 Billionen Euro, wovon jährlich etwa 300 Milliarden Euro in die USA abfließen. Diese Entwicklung soll durch die Stärkung des Finanzwissens der Bürger sowie die Harmonisierung nationaler Regeln für Unternehmensinsolvenzen und die Effizienzsteigerung der Kapitalmarkt-Aufsicht adressiert werden.
Bundeskanzler Olaf Scholz betonte die Bedeutung eines gemeinsamen europäischen Finanzmarktes, um mehr privates Kapital anzuziehen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Europa müsse den nicht ausreichend entwickelten Kapitalmarkt überwinden, um die Wachstumsdynamik zu erhöhen. Zusätzlich wird diskutiert, mehr staatliche Beihilfen auf EU-Ebene zuzulassen, um mit den Beihilfen anderer Länder wie China und den USA zu konkurrieren.
Die Staats- und Regierungschefs beauftragten die EU-Kommission, Maßnahmen zur Reduzierung bürokratischer Hindernisse zu erarbeiten und die Zusammenarbeit der europäischen Aufsichtsbehörden zu verbessern. Dieser Schritt soll die Transparenz und Effizienz des Kapitalmarktes erhöhen und den Unternehmen und Investoren in der gesamten EU zugutekommen.