Das Ermittlungsteam der AOK Rheinland/Hamburg verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg von Fehlverhalten im Gesundheitswesen, wobei die Fälle zunehmend komplexer werden. Zwischen 2022 und 2023 hat die Gesundheitskasse einen Gesamtschaden von etwa 4,87 Millionen Euro aufgrund von betrügerischem Verhalten und Korruption erlitten. Die Schwere der finanziellen Schäden durch diese Straftaten belastet die Versicherten und Beitragszahlenden erheblich.
Der Tätigkeitsbericht der AOK Rheinland/Hamburg enthüllt, dass insgesamt 1.485 Fehlverhaltensfälle in den Jahren 2022 und 2023 verfolgt wurden. Innerhalb des Berichtszeitraums stiegen die neuen Fälle auf 669, während 816 Bestandsfälle aus dem vorherigen Zeitraum weiterhin untersucht oder Gegenstand laufender Strafverfahren waren. Dies verdeutlicht im Vergleich zu den Jahren 2020/2021, in denen 590 neue Fälle und 823 Bestandsfälle verzeichnet wurden, eine bedenkliche Zunahme.
Besonders betroffen waren die Leistungsbereiche Arznei- und Verbandsmittel sowie die häusliche Krankenpflege, die Schäden in Höhe von rund 3,46 Millionen Euro bzw. 1,01 Millionen Euro verursachten. Die Täter reichen von Einzelpersonen bis hin zu Dritten, die durch gefälschte Rezepte oder unsachgemäße Pflege versuchen, unrechtmäßig zu profitieren. Um dieser Form der Wirtschaftskriminalität entgegenzuwirken, plädieren Vertreter der AOK Rheinland/Hamburg dafür, spezialisierte Polizei- und Justizeinheiten sowie eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Sozialversicherungsträgern und Behörden einzusetzen.
Simone Lötzer, die Fehlverhaltensbeauftragte der AOK Rheinland/Hamburg, fordert gemeinsam mit anderen Experten belastbare wissenschaftliche Studien, um das wahre Ausmaß dieser Straftaten zu ergründen und angemessen bekämpfen zu können. Zudem wird die Notwendigkeit betont, den Datenschutz anzupassen, um den Informationsaustausch zwischen den Sozialversicherungsträgern zu erleichtern und die Ermittlungsarbeit zu verbessern.
Seit 2004 sind die Kranken- und Pflegekassen gesetzlich verpflichtet, Stellen zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen einzurichten. Die AOK Rheinland/Hamburg bietet seit 2021 einen verschlüsselten Hinweisgeberkanal an, der anonyme Meldungen ermöglicht. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Vertrauen in das Gesundheitssystem zu stärken und den Schaden durch betrügerisches Verhalten einzudämmen.