Russlands Wirtschaft verzeichnet trotz des anhaltenden Ukraine-Krieges und der Sanktionen ein erhebliches Wachstum. Im dritten Quartal des Jahres 2023 stieg das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent und soll laut Prognosen im Jahr 2024 um 2,8 Prozent wachsen. Experten sind der Ansicht, dass dieses Wachstum nicht trotz, sondern aufgrund des Krieges stattfindet. Der Ökonom Renaud Foucart betont, dass der Krieg in der Ukraine der Hauptmotor für das Wirtschaftswachstum in Russland ist. Er stellt fest, dass der russische Staat enorme Ausgaben für den Krieg tätigt, was maßgeblich zur Stärkung der Wirtschaft beiträgt.
Der Ukraine-Krieg hat dazu geführt, dass Russland sein Wirtschaftswachstum aus dem Konflikt zieht, während andere Bereiche der Wirtschaft leiden. Die enormen Ausgaben für den Krieg, wie die Soldatenbezahlung, die Beschaffung von Waffen und Ausrüstung sowie Entschädigungszahlungen, fließen direkt in das Bruttoinlandsprodukt. Gleichzeitig führen Regulierungen und Sanktionen dazu, dass es schwierig ist, Kapital aus dem Land abzuziehen, und der Handel findet vermehrt über Drittstaaten statt. Der Export von Öl und Gas bleibt eine bedeutende Einnahmequelle für Russland.
Allerdings wird auch deutlich, dass der Krieg Nachteile für die russische Wirtschaft mit sich bringt. Es besteht ein Mangel an Fachkräften, da viele junge Talente das Land verlassen oder eingezogen werden. Laut Foucart fehlen Russland etwa fünf Millionen Fachkräfte. Zudem sind die Direktinvestitionen rückläufig, was sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt.
Trotz dieser Herausforderungen hat Russland laut Experten keinen Anreiz, den Krieg zu beenden. Ein möglicher Sieg über die Ukraine würde hohe Kosten für den Wiederaufbau und die Sicherung des Landes mit sich bringen, die Russland sich nicht leisten kann. Zudem würde eine Isolation auf dem Weltmarkt drohen. Daher wird angenommen, dass eine langwierige Pattsituation für Russland die beste Möglichkeit sein könnte, um einen totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch zu vermeiden, da das russische Regime weder den Sieg noch die Niederlage im Konflikt riskieren kann.