
Nach dem Ausfall einer Unterwasserstromleitung in der Ostsee haben finnische Ermittler eine verdächtige Schleifspur am Meeresboden entdeckt. Diese Schleifspur, die Dutzende Kilometer lang ist, lässt den Verdacht aufkommen, dass der unter der Flagge der Cookinseln fahrende Öltanker „Eagle S“ seinen Anker am Boden hinter sich hergezogen hat, um das Kabel zu beschädigen. Das Schiff gehört zur sogenannten russischen Schattenflotte, die aus Tankern und Frachtschiffen besteht, die darauf abzielen, Sanktionen beim Öltransport zu umgehen.
Die Ermittler führen technische Untersuchungen an Bord des „Eagle S“ durch und befragen die Besatzung. Die schlechten Wetterbedingungen auf See erschweren allerdings die Ermittlungen. Ein genauer Ort, an dem sich der Anker gelöst hat, konnte bisher nicht lokalisiert werden. Die unterbrochene Stromverbindung Estlink2 zwischen Finnland und Estland fiel an Weihnachten aus, was mit Störungen an mehreren Kommunikationskabeln in der Ostsee zusammenfällt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete.
Russischer Ölhandel und Schattenflotte
Parallel zu den Ermittlungen im Ostseeraum berichtet das ZDF über Russland, das trotz eines Ölembargos weiterhin Handel mit russischem Rohöl und Erdölprodukten betreibt. Im August 2023 beobachtete ein Team von ZDF frontal im Finnischen Meerbusen mehrere Tanker, die in Sichtweite der estnischen Küste auf die Einfahrt in russische Häfen warteten. Diese Tanker transportierten sanktioniertes Öl, das in Russland geladen wurde, insbesondere in den russischen Ölhäfen Ust-Luga und Primorsk, wo zwischen dem 1. und 10. August 2023 rund 1,6 Millionen Tonnen russisches Öl umgeschlagen wurden.
Ein estnischer Skipper berichtete von einer steigenden Zahl von Schiffen in diesen Gewässern, viele davon über 20 Jahre alt und selten auf ihre Seetüchtigkeit überprüft. Diese fehlenden Inspektionen erhöhen das Risiko von Schiffsunglücken und möglichen Ölkatastrophen in der Ostsee. Das ZDF berichtete auch von dem Tanker „Limo“, Baujahr 2000, der in Kamerun registriert ist und zuletzt im Juni 2019 inspiziert wurde. Das Schiff gehört ebenfalls zu einer weltweit agierenden Schattenflotte, die vor dem Russland-Embargo operierte.
Die Windward-Datenanalyse zeigt, dass rund 1.100 Schiffe zu einer sogenannten „dunklen Tankerflotte“ gehören, wobei etwa 900 Schiffe seit Beginn der Sanktionen gegen Russland hinzugekommen sind. Russische Tanker transferieren auch vor der Küste Griechenlands russisches Öl auf andere Schiffe, was die Rückverfolgbarkeit des Ursprungs erschwert. Zudem hat die EU Pläne angekündigt, härter gegen „Ship-To-Ship-Transfers“ in europäischen Gewässern vorzugehen. CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter fordert sogar eine Art Frontex für Schatten-Schiffe, um die Aktivitäten im Auge zu behalten.
Diese Entwicklungen unterstreichen die laufenden Herausforderungen im Zusammenhang mit dem russischen Ölhandel und den damit verbundenen Risiken für die Meeresumwelt in der Region.