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Die Hotel- und Gaststättenbranche in Hessen setzt große Hoffnungen in die neue Bundesregierung. Laut einem Bericht von Süddeutsche.de betont Gisbert Kern, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Dehoga Hessen, die Notwendigkeit wirtschaftlicher Impulse und eines stabilen gesellschaftspolitischen Umfelds. In diesem Zusammenhang fordert der Dehoga Hessen unter anderem eine einheitliche Besteuerung von Essen mit 7 Prozent, mehr Flexibilität bei der Wochenarbeitszeit, eine beschleunigte Integration von Fachkräften aus dem Ausland sowie ein höheres Netto vom Brutto für Arbeitnehmer.
Kern hebt hervor, dass die Branche auch an Feiertagen arbeitet und dass sich Arbeit wieder lohnen müsse. Trotz einer vergleichsweise starken Nachfrage im Weihnachtsgeschäft sieht sich die Branche weiterhin großen Problemen gegenüber, insbesondere einem Fachkräftemangel und steigenden Ausgaben. Viele Hoteliers und Gastronomen ziehen in Betracht, Servicezeiten einzuschränken oder Prozesse zu automatisieren. Eine zusätzliche Woche Ferien in Hessen nach den Weihnachtsfeiertagen und ein schwacher Jahresauftakt wecken Hoffnungen auf bessere Monate nach Januar. Die Stadthotellerie rechnet damit, erst nach den Weihnachtsferien wieder mit Messe-, Tagungs- und Kongressgeschäft zu beginnen, jedoch ist die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr noch zurückhaltend.
Herausforderungen durch Fachkräftemangel und sinkende Umsätze
Die Branche sieht sich weiterhin mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Ein Bericht von Tophotel.de verdeutlicht, dass die Corona-Pandemie zu schwierigen Zeiten für Hotels und Restaurants geführt hat. Die Branche kämpft nicht nur mit Personalproblemen, sondern auch mit sparsamen Gästen und gestiegenen Preisen. Aushänge mit „Personal gesucht“ sind bundesweit in Restaurants und Cafés zu finden. Während sich die Fachkräftelücke in Hotel- und Gaststättenberufen zwischen Juni 2023 und Juni 2024 fast halbiert hat, bleibt der Mangel an qualifiziertem Personal weiterhin bestehen.
Die Personalsituation wird als „prekär“ beschrieben, da Zeitdruck, niedrige Einkommen und hohe Mehrarbeit es erschweren, Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen. Zudem ist der Anteil ungelernter Mitarbeiter gestiegen, da viele Betriebe keine qualifizierten Beschäftigten finden. Zwischen 2020 und 2021 sank die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe um 330.000, während im Jahr 2022 die Zahl um 224.000 anstieg, wobei zwei Drittel davon Minijobber waren. Kunden geben weniger aus und jeder Dritte achtet stärker auf den Preis, was sich negativ auf die Umsätze auswirkt.
Laut einer Dehoga-Umfrage setzten Hoteliers und Gastronomen im ersten Halbjahr 2024 nominal knapp 11% weniger um als im Vorjahr, während die Gewinne um 22% einbrachen. Die Fußball-EM brachte nicht den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung. 29% der Gastronomieunternehmen sorgen sich um ihre Liquidität, und die Zahl der Insolvenzen in der Branche stieg im vergangenen Jahr um 27%. 14.000 Unternehmen mussten schließen, und Restaurants sowie Cafés befinden sich mit 447 gefährdeten Betrieben je 10.000 Unternehmen auf dem 8. Platz der risikobehafteten Branchen. Die Mehrwertsteuererhöhung von 7% auf 19% zu Jahresbeginn belastet die Branche zudem erheblich, weshalb 90% der Betriebe ihre Preise erhöhen mussten. Zwei Drittel der Betriebe erlitten sinkende Umsätze und Gästezahlen, während die größten Herausforderungen in der Steuererhöhung und den steigenden Kosten für Lebensmittel, Getränke und Personal liegen. Der Dehoga plant, vermehrt auf ausländische Fachkräfte und Geflüchtete zu setzen, um die Personalengpässe zu beheben.