
BYD, der chinesische Elektrofahrzeughersteller, hat den Produktionsstart seines neuen Werks in Brasilien auf Ende 2026 verschoben. Diese Entscheidung, die von Arbeitsminister Augusto Vasconcelos in einer Videobotschaft bestätigt wurde, ist das Ergebnis von Arbeitsrechtsstreitigkeiten sowie wetterbedingten Bauverzögerungen. Ursprünglich war ein Start für Anfang 2023 geplant. Der Rückschlag hat auch Auswirkungen auf die erwartete Anzahl der Arbeitsplätze; statt der anfänglichen 10.000 Stellen sollen nun nur 1.000 Arbeitsplätze im Jahr 2025 geschaffen werden.
Trotz der Schwierigkeiten plant BYD, die Fahrzeugmontage in Brasilien noch in diesem Jahr zu beginnen, wenn auch zunächst aus vormontierten Bausätzen. Mit der vollständigen Produktion und einer angestrebten Kapazität von bis zu 150.000 Elektrofahrzeugen pro Jahr dürften die Herausforderungen der ersten Phasen jedoch nicht zu unterschätzen sein. Für die langfristige Sicherstellung der Batterieproduktion investiert das Unternehmen zudem in Schürfrechte für lithiumreiche Gebiete in Brasilien. Der Markt bleibt für BYD von großer Bedeutung: Im Jahr 2024 wurden 76.713 Fahrzeuge verkauft, was einen Anstieg von 327,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ausmacht.
Kontroversen um Arbeitsbedingungen
Zu den Schwierigkeiten, die BYD in Brasilien erlebt, gehören auch gravierende Vorwürfe bezüglich der Arbeitsbedingungen auf der Baustelle. Am 23. Dezember 2024 führten das brasilianische Arbeitsministerium und andere Behörden eine Überraschungsinspektion durch, bei der die Lebens- und Arbeitsbedingungen von 163 chinesischen Arbeitern als extrem schlecht eingestuft wurden. Die brasilianischen Behörden bezeichneten die Umstände als „degradierend“ und „sklavereiähnlich“. Visa für weitere Arbeiter wurden ausgesetzt, bis die rechtlichen Ansprüche der bereits Involvierten geklärt sind.
Die Arbeitsbedingungen waren alarmierend: Die Arbeiter konnten ihre Schlafsäle nicht ohne Erlaubnis verlassen und mussten lange Stunden ohne wöchentliche Pausen arbeiten. Überfüllte Unterkünfte und grundlegende Mängel, wie unzureichende sanitäre Einrichtungen, trugen zur Verschlechterung ihrer Situation bei. Brasilianische Arbeitsbehörden äußerten, dass die Arbeiter, die unter unregelmäßigen Visa ins Land kamen, potenzielle Opfer von Menschenhandel seien.
Infolge dieser Vorfälle wurde die Baustelle geschlossen, und die betroffenen Arbeiter wurden vorübergehend in Hotels untergebracht, wo sie bis zu einer Einigung über ihre Abfindungen blieben. Bis zum 8. Januar 2025 hatten alle Arbeiter ihre Abfindungen erhalten und kehrten nach China zurück. Die BYD Auto Brasil-Niederlassung erkannte die Probleme mit den Arbeitsbedingungen an, während der Auftragnehmer, die Jinjiang Group, die Vorwürfe vehement zurückwies.
Reaktionen und Fortlaufende Diskussionen
Die Kontroversen um die Arbeitsbedingungen führten zu einer breiten Diskussion in den sozialen Medien, insbesondere in China. Li Yunfei, der Generalmanager der Abteilung für Marke und Öffentlichkeitsarbeit von BYD Group, beschuldigte auf Weibo „ausländische Kräfte“, chinesische Marken und das Land zu verleumden. Ein Teil der chinesischen Internetnutzer reagierte eher resigniert, indem sie anmerkten, dass die Lebensbedingungen für Baustellenarbeiter in Brasilien mit denen in China vergleichbar seien.
In dieser angespannten Situation zeigte sich auch der finanzielle Druck auf BYD: Am Dienstag fiel die Aktie um 4,76 Prozent auf 395,80 Hongkong-Dollar, bleibt jedoch im Jahresvergleich um mehr als 48 Prozent im Plus. Die Herausforderungen in Brasilien, sowohl in Bezug auf die Produktion als auch die Arbeitsbedingungen, setzen das Unternehmen unter erheblichen Druck, während es weiterhin um Marktanteile in einem wachsenden Sektor konkurriert.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie BYD die bevorstehenden Herausforderungen bewältigen wird, während das Unternehmen versucht, seine Position im brasilianischen Markt zu sichern und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter zu verbessern.