
Die digitale Welt beeinflusst zunehmend, wie Jugendliche mit Finanzen umgehen. Bei der diesjährigen Tincon hielt die Keynote-Sprecherin Jolissa Rusin einen Vortrag mit dem Titel „Klick, Cash, Chaos – Wie du online sicher mit Finanzen umgehst“. Sie beleuchtete, wie stark Werbung, Trends und Finfluencer:innen das Geldverhalten junger Menschen prägen. Insbesondere die Werbung für Krypto-Apps sowie Rabattcodes in Instagram-Stories und Angebote wie „Buy Now, Pay Later“ stehen im Fokus. Das Ziel ist es, die Mechanismen des Kaufverhaltens zu erkennen und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, was eine grundlegende Fähigkeit in der heutigen Konsumgesellschaft ist, berichtet der Tagesspiegel.
Besondere Aufmerksamkeit lenkt Rusin auf die häufigen Manipulationsstrategien, die potentiellem Konsumdruck entstehen. Zeitdruck und Verknappung in Angeboten sind typische Mittel, die genutzt werden, um Verbraucher:innen zum schnellen Handeln zu verleiten. Hierbei ist es entscheidend, dass Jugendliche sich fragen: „Was brauche ich wirklich?“ Ein weiterer kritischer Punkt in Rusins Vortrag ist die Problematik der Finfluencer:innen, deren wirtschaftliche Interessen oft unklar bleiben. Diese Intransparenz vermischt Bildung und Werbung und gefährdet die grundlegende Finanzbildung junger Menschen.
Bedarf an Finanzbildung
Um dem entgegenzuwirken, engagiert sich Invest it! e.V. mit verschiedenen Bildungsangeboten für Schulen. Dazu gehören ein Materialkoffer für Lehrkräfte, der Unterrichtseinheiten zu Themen wie Zahlungsverkehr, Haushaltsplanung, Schulden, Versicherungen und Konsumentscheidungen bietet. Zudem werden Workshops für Schüler:innen angeboten, die interaktive und erlebnisorientierte Lernmethoden einsetzen. Aus Sicht der Initiatoren ist es dringend erforderlich, Finanzbildung als eigenes Schulfach ab der 8. oder 9. Klasse zu etablieren.
Ein weiterer Schritt zur Förderung der finanziellen Bildung ist die Entwicklung der werbefreien Finanz-App „Linum“, die speziell für Jugendliche konzipiert wurde. Diese App soll dabei helfen, Informationen bereitzustellen und Muster zu erkennen, doch Rusin betont, dass sie kein Ersatz für kritisches Denken ist. Die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Finanzbildung wird hierbei als unterstützend angesehen.
Dialog über Finfluencer:innen
Dr. Sally Peters vom Institut für Finanzdienstleistungen e.V. sowie Thomas Kehl von Finanzfluss hoben die Herausforderungen hervor, Finanzthemen interessant zu gestalten, ohne spezifische Produktempfehlungen zu geben. Auf der Veranstaltung wurde auch das Social-Media-Projekt ‚Faktencheck Finanzen‘ vorgestellt, das Verbraucher:innen auf Abzocke-Maschen und Handlungsalternativen hinweist. Die Verantwortung der Schulen in der finanziellen Verbraucherbildung wurde ebenfalls diskutiert, unter anderem im Rahmen des Projekts ‚Verbraucherchecker‘ des Verbraucherzentrale Bundesverbandes.
Abschließend wurde in einem Podiumsgespräch über die Verantwortung im Umgang mit digitalen Finanztipps gesprochen. Alle Anwesenden waren sich einig, dass finanzielle Verbraucherbildung für alle Altersgruppen zugänglich gemacht werden muss. Die Veranstaltung endete mit einem Get-together, welches die Netzwerkbildung unter den Teilnehmenden förderte.