
Die Unsicherheit um zukünftige Investitionen der Pharmaindustrie in den USA hat sich verstärkt. Roche äußert deutliche Zweifel an seinen Investitionsplänen, da die US-Administration signifikante Preisnachlässe auf Medikamente in Aussicht stellt. Dies könnte gravierende Auswirkungen auf die langfristige Gewinnprognose des Unternehmens haben. In einem Zeitraum von fünf Jahren plant Roche, 50 Milliarden Dollar für Kapazitätserweiterungen auszugeben, sieht sich jedoch gezwungen, diese Investitionen auf den Prüfstand zu stellen. Die Pressestelle von Roche hat bestätigt, dass die geplanten Ausgaben unter den Vorschlägen von Präsident Donald Trump, die eine drastische Senkung der Arzneimittelpreise vorsehen, in Frage stehen könnten. Trump hat das amerikanische Gesundheitsministerium angewiesen, binnen 180 Tagen Verhandlungen mit Pharmaunternehmen aufzunehmen, und innerhalb von 30 Tagen eine Richtpreisliste zu erstellen. Kommen die Hersteller dieser Aufforderung nicht nach, könnten gesetzliche Maßnahmen folgen, berichtet finanzen.ch.
In einem weiteren gefährlichen Schritt droht Trump der Pharmaindustrie mit Strafzöllen von 25 Prozent oder mehr auf Medikamente. Diese Drohung wurde vor kurzem geäußert, wird aber als unwahrscheinlich angesehen, so tagesanzeiger.ch. Der Verband Health Care Distribution Alliance hat bereits gewarnt, dass solche Strafzölle zu Störungen der Lieferketten und in Zukunft zu höheren Medikamentenpreisen führen könnten. Hohe Arzneimittelpreise sind zu einem zentralen Wahlkampfthema geworden, das sowohl Demokraten als auch Republikaner aufgreifen. Unterdessen befürchten Pharma-Chefs weltweit, dass Trumps Vorhaben, die Arzneimittelpreise zu senken, letztendlich von nachfolgenden administrativen Maßnahmen untergraben werden könnte, die von Präsident Joe Biden bereits in Aussicht gestellt wurden.
Investitionen in Forschung und Entwicklung
Novartis ist optimistischer in Bezug auf die Zukunft; das Unternehmen plant, in den nächsten fünf Jahren 23 Milliarden Dollar in die Entwicklung von Fabriken und Forschungslabors in den USA zu investieren. Im Gegensatz zu Roche hat Novartis nicht die Absicht geäußert, seine Pläne aufgrund der aktuellen politischen Landschaft zu überprüfen. Der US-Markt gilt als der größte und lukrativste für Pharmaunternehmen, was ihnen Spielraum für kostspielige Therapien wie die Gentherapie Zolgensma, die in den USA für 2,1 Millionen Dollar angeboten wird, gibt.
Zusätzlich wird ein Treffen zwischen Trump und ausgewählten US-Pharmachefs organisiert, um über die angesprochenen Preissenkungen zu diskutieren. Die Pharmaindustrie hat aufgrund ihrer langen Forschungs- und Entwicklungszyklen große Bedenken, dass staatliche Eingriffe bei Medikamentenpreisen negative Folgen für zukünftige Innovationen haben könnten. Die komplexen, global vernetzten Produktionsprozesse lassen sich nicht einfach umstellen, was die Hersteller in eine schwierige Lage bringt.
Obwohl Trump eine Unabhängigkeit von ausländischer Produktion anstrebt, bleibt die Medikamentenproduktion stark globalisiert und in hohem Maße von internationalen Lieferketten abhängig. Anspruch und Realität scheinen hier weit auseinanderzuklaffen, was die Unsicherheit für die Industrie erhöht. Roche, mit über 25.000 Mitarbeitenden in den USA, wird in dieser Situation besonders aufmerksam beobachtet, da die zukünftigen Entscheidungen möglicherweise nicht nur das Unternehmen selbst, sondern die gesamte Pharmaindustrie in den USA betreffen werden.