
Die Grundsteuerreform in Deutschland wird als misslungen betrachtet. Heute, am 14. Mai 2025, erhalten Immobilienbesitzer neue Grundsteuerbescheide, und eine Umfrage des Wiso-Steuer zeigt, dass zwei Drittel der Betroffenen mit höheren Zahlungen rechnen müssen. Durchschnittlich beläuft sich die Mehrbelastung für Eigentümer auf 84,5 Prozent, wobei die Unterschiede zwischen den Bundesländern erheblich sind: Schleswig-Holstein verzeichnet einen Anstieg von 54,7 Prozent, während Berlin sogar mit 116,8 Prozent rechnen muss. Dies führt zu einer kritischen Diskussion über die Reform, die von Finanzminister Olaf Scholz versprochen wurde, ohne dass das Steueraufkommen steigen sollte.
Die alte Grundsteuer war seit den letzten Hauptfeststellungen der Einheitswerte, die 1964 für Westdeutschland und 1935 für Ostdeutschland durchgeführt wurden, zunehmend veraltet. In einem Urteil vom 10. April 2019 entschied das Bundesverfassungsgericht, dass die alte Grundsteuer verfassungswidrig ist. Sie stellte eine Ungleichbehandlung dar, da Eigentümer in den alten Bundesländern eine andere steuerliche Grundlage hatten als in den neuen.
Unterschiedliche Modelle und ihre Auswirkungen
Die Reform sieht vor, dass die Berechnung der Grundsteuer künftig über Einheitswert und Steuermesszahl erfolgt, die je nach Region variieren. Dabei gibt es zwei konkurrierende Reformmodelle: das Kostenwertmodell, das von 14 von 16 Bundesländern favorisiert wird und auf tatsächlichen Baukosten basiert, und das Bodenwertmodell, das auf Marktpreisen für Grundstücke abzielt. Kritiker warnen jedoch, dass das Kostenwertmodell die Grundsteuer erheblich erhöhen könnte, was potenziell auch zu steigenden Mieten führen könnte.
Aktuell haben bereits über sieben Millionen Eigentümer Einspruch gegen die neuen Bescheide eingelegt. Außerdem sind Musterklagen gegen das ländereigene Besteuerungsverfahren anhängig. Volkswirtschaftler Gerhard Graf geht sogar so weit, die reformierte Grundsteuer als verfassungswidrig zu betrachten und fordert ihre Abschaffung.
Finanzielle Belastungen für Eigentümer
Die Grundsteuer trifft besonders die Besitzer von Einfamilienhäusern und Baugrundstücken, wogegen etablierte Villenviertel weniger stark betroffen sind. 2023 betrug das Grundsteueraufkommen in Deutschland 15,5 Milliarden Euro, was die Bedeutung dieser Steuer in der deutschen Finanzlandschaft unterstreicht. Die neuen Regelungen sind demnach nicht nur für die Eigentümer von Grundstücken, sondern für nahezu alle Menschen in Deutschland von Belang, da Mieter die Kosten indirekt tragen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Grundsteuerreform vor erheblichen Herausforderungen steht und die Kritik an den neuen Regelungen weiter lauter wird. Die Unsicherheiten über die tatsächlichen finanziellen Belastungen und die Rechtskonformität der Reform führen zu einer angespannten Stimmung unter den Eigentümern.