
Deutschland verliert zunehmend an Attraktivität als Wirtschaftsstandort für ausländische Investitionen. Laut einem Bericht von ZDF ist die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte im Jahr 2024 um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Dies markiert den siebten Rückgang in Folge und führt zu einem Rückgang von 46 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2017. Kein anderer größerer europäischer Standort verzeichnet einen so drastischen Rückgang.
Der Rückgang der ausländischen Investitionen in Deutschland ist alarmierend und wird mit verschiedenen Faktoren in Verbindung gebracht. Hohe Steuerbelastungen, hohe Arbeitskosten und teure Energie werden als Hauptursachen genannt. Zudem führt eine lähmende Bürokratie und eine schwächelnde Konjunktur zu einem pessimistischen Wirtschaftsausblick. Die Bundesregierung hat die Konjunkturprognose für 2025 gesenkt, und es wird kein Wachstum erwartet.
Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich
Im europäischen Vergleich betrug der Rückgang der ausländischen Investitionsprojekte nur 5 Prozent. In Deutschland sanken die Zahlen auf 608 Projekte, den niedrigsten Stand seit 2011. Während in Frankreich und Großbritannien ebenfalls Rückgänge verzeichnet wurden, konnten Spanien und Polen Zuwächse von 15, respektive 13 Prozent vorweisen. Laut Informationen von EY bleibt Frankreich trotz eines Rückgangs von 14 Prozent mit 1.025 Projekten an der Spitze des europäischen Rankings.
Besonders bemerkenswert ist der Rückgang der amerikanischen Investitionen in Deutschland, die im vergangenen Jahr um 27 Prozent gesunken sind. Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland, äußert Bedenken über die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Kontext. Der „Inflation Reduction Act“ der USA verschärft den Wettbewerb, da er signifikante Steuergutschriften für Investitionen in den USA gewährt. Unternehmen wie Intel haben bereits ihre Pläne überdacht und ein geplanter 30 Milliarden Euro großer Standort in Magdeburg wurde auf Eis gelegt.
Strategien zur Wiederbelebung der Investitionen
Die Industrie in Deutschland sieht sich weiterhin mit schwierigen Rahmenbedingungen und einer anhaltenden Autokrise konfrontiert. Professor Serden Ozcan hat festgestellt, dass Deutschland zunehmend nicht mehr das Standardziel für internationale Investitionen ist. Dies könnte ein Zeichen für eine potenzielle Erosion des internationalen Vertrauens in die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sein. Es bleibt abzuwarten, ob die neue Bundesregierung mit ihrem geplanten millionenschweren Investitionspaket zur Stärkung des Standorts und zur Förderung der Digitalisierung attraktive Anreize setzen kann.
Trotz der Rückgänge bei ausländischen Investitionen gibt es auch positive Entwicklungen. In der gleichen Studie erfährt Deutschland, dass chinesische Unternehmen mit 96 Investitionsprojekten stabil bleiben und somit der größte Investor vor den USA (90 Projekte) sind. Dies zeigt, dass Deutschland weiterhin ein bevorzugter Standort für Investitionen aus China ist, mit 37 Prozent der Projekte in Europa.
In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen ist die Situation für deutsche Unternehmen ebenfalls ansprechend, da diese ihre Investitionen im europäischen Ausland um 2 Prozent auf 633 Projekte erhöht haben. Insbesondere in Osteuropa stiegen die Investitionen deutscher Unternehmen um 22 Prozent auf 214 Projekte.