
Die Abhängigkeit der EU von russischen Düngemittelimporten wächst und könnte bedeutende wirtschaftliche Folgen haben. Wie Merkur berichtet, wird Russland durch seine Düngerexporte eine immer wichtigere Rolle in der europäischen Landwirtschaft spielen. Die Importe aus Russland stiegen 2024 um über 33 % auf 6,2 Millionen Tonnen, was einem Wert von mehr als 2,2 Milliarden Euro entspricht. Diese wachsenden Exporte haben bereits zu einer riskanten Abhängigkeit der Europäischen Union von russischen Düngemitteln geführt, warnen Experten.
Die Unsicherheit über die Rohstoffmärkte nimmt zu, insbesondere seitdem die Einnahmen Russlands aus Öl- und Gas gesunken sind. Dennoch bleibt der Düngerhandel für das Land ein wesentlicher Einnahmebringer, mit geschätzten 550 Millionen Euro an Steuereinnahmen aus diesem Geschäft. Deutsche Unternehmen äußern besorgt Bedenken hinsichtlich möglicher zukünftiger Abhängigkeitsszenarien. Vor allem die deutsche Landwirtschaft sieht sich durch dämpfende Produktionskosten und steigende Abhängigkeit unter Druck.
Wirtschaftlicher Druck und steigende Preise
Die Preise für Mineraldünger sind erheblich gestiegen, nachdem Russland begann, seine Produkte verstärkt in die EU zu exportieren. Der Preis für Kunstdünger lag vor dem Ukraine-Konflikt bei etwa 250 Euro pro Tonne und kletterte auf bis zu 1.000 Euro. Diese Entwicklung wird insbesondere durch die hohen Erdgaspreise vorangetrieben, da Kunstdünger zu 90 Prozent aus Erdgas hergestellt wird. Während die Düngerpreise steigen, sind die Weizenpreise gefallen, was die Situation für Landwirte weiter erschwert. Wie Tagesschau angibt, benötigen Pflanzen wie Weizen viel Kunstdünger für einen hohen Proteingehalt und eine gute Klebequalität.
Ein weiterer Aspekt ist die Reaktion der Europäischen Union. Politische Entscheidungsträger erwägen, Zölle auf russische Düngemittelimporte zu erhöhen, um die russische Wirtschaft zu schwächen. Trotzdem stehen die Zöllen dem globalen Ernährungssicherheitsinteresse nicht entgegen. Die EU-Länder stehen nun vor der Herausforderung, die Abhängigkeit von russischen Düngerproduzenten zu reduzieren, während die heimische Produktion unter höheren Arbeitskosten und strengeren Umweltauflagen leidet.
Die Rolle russischer Unternehmen und der Marktunterbietung
Russische Düngerproduzenten haben die Marktanteile in der EU rasant erhöht. Bereits jetzt kontrollieren sie fast ein Drittel des EU-Düngemittelmarktes. Unternehmen wie EuroChem, das eine Düngerfabrik in Sankt Petersburg betreibt, sind direkt in die Kriegsproduktion involviert. So lieferte EuroChem unter anderem 38.000 Tonnen Salpetersäure an Munitionsfabriken. Dies wirft die Frage auf, inwieweit diese Unternehmen strafrechtlich verfolgt werden können.
Die Auslastung der europäischen Düngerhersteller ist nach dem Ukraine-Krieg gesunken. So berichtet SKW Piesteritz von einer Auslastung von lediglich 50-60 Prozent. Viele europäische Hersteller fürchten, dass sie durch die von Russland praktizierten Dumpingpreise vom Markt gedrängt werden. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Handel mit russischem Dünger legal, sodass Frachter wie zuletzt mit 5.500 Tonnen Dünger nach Bremen regelmäßig nach Deutschland transportieren können.
In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen stehen sowohl die EU als auch die deutsche Politik unter Druck, ein wirksames Sanktionsregime gegen die Düngemittelexporte aus Russland zu definieren. Angesichts der komplexen geopolitischen Herausforderungen wird die künftige Rolle von russischem Dünger in der europäischen Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung sein.