
Die bayerische Wirtschaft verharrt in einem tiefen Stallstand, der durch eine Kombination aus Bürokratie, fehlender Nachfrage und schwierigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verstärkt wird. Dies bestätigt die aktuelle BIHK-Konjunkturumfrage, die eine anhaltend trübe Stimmung unter den bayerischen Unternehmen zeigt. Die Bayerische Staatszeitung berichtet, dass die Bürokratie die Unternehmen in Deutschland jährlich Kosten in Höhe von 145 Milliarden Euro auferlegt, von denen 27 Milliarden Euro auf bayerische Firmen entfallen.
Besonders alarmierend ist der Rückgang von Arbeitsplätzen in Bayern: In den letzten drei Jahren haben 30.000 Menschen ihre Jobs verloren. Der BIHK-Konjunkturindex, der auf den Einschätzungen von 3.600 Unternehmen aus verschiedenen Branchen basiert, stieg zwar leicht um 5 Punkte auf 104, bleibt jedoch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 112 Punkten. Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage weiterhin als schlecht, mit einem Saldowert von 8 Punkten, was 47 Punkte unter dem Höchstwert von 2018 liegt. Der Pessimismus unter den Unternehmen verfestigt sich, insbesondere in der Industrie.
Herausforderungen und schwache Erwartungen
Manfred Gößl, der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK), äußerte, dass trotz eines leichten Anstiegs des Konjunkturindex keine Anzeichen für eine Trendwende erkennbar sind. Die Erwartungen der Unternehmen stiegen um 9 Punkte, erreichen jedoch lediglich den Nullpunkt – ein pessimistisches Bild im Vergleich zum Vorjahr, da die Erwartungen seit Frühjahr 2022 unter dem langjährigen Durchschnitt liegen. Dies stellt einen Negativrekord seit Beginn der Umfragen im Jahr 1993 dar.
Der Dienstleistungssektor und der Tourismus zeigen zwar einen knapp positiven Wert, doch die Erwartungen in diesen Bereichen haben sich verglichen mit dem Vorjahr verschlechtert. Insbesondere der Tourismussektor leidet unter dem Sparverhalten der Kunden und rückläufigen Restaurantbesuchen. Auch das Baugewerbe weist noch keinen positiven Trend auf und hat Schwierigkeiten, „das Erdgeschoss“ zu erreichen.
Risiken und Reformforderungen
Ein weiteres zentrales Thema sind die hohen Lohnnebenkosten, die von 42% der befragten Unternehmen als größte Herausforderung für die kommenden 12 Monate angegeben werden. Die Arbeitslosigkeit in Bayern, die derzeit bei 3,6% liegt, wird voraussichtlich im Jahr 2025 weiter ansteigen. Die Problematik wird durch die diskutierten Handelshemmnisse und die Rückabwicklung der Globalisierung in Deutschland weiter verschärft, was zu einem Rückgang des Auftragsvolumens in Nordamerika führen könnte. Experten warnen vor möglichen Schäden für die deutsche Wirtschaft, die zwischen 10 und 60 Milliarden Euro betragen könnten.
Die Forderungen nach wirksamen Reformen nehmen Fahrt auf. BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz fordert eine Senkung der Körperschaftsteuer, die Ausweitung steuerlicher Abschreibungen für Investitionen sowie eine Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß. Zudem wird ein Abbau der Bürokratie gefordert, der laut einer ifo-Studie im Auftrag der IHK München Deutschland jährlich bis zu 146 Milliarden Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung bringen könnte. Abschließend wird die Notwendigkeit wirtschaftspolitischer Weichenstellungen zur Förderung des Wachstums betont, um den stagnierenden Entwicklungen entgegenzuwirken. Die BIHK hebt hervor, dass die bayerische Wirtschaft an einem Scheideweg steht, und massive Reformen dringend gefordert werden.