
Deutschlands Wirtschaft steuert auf eine Investitionskrise zu, die durch ein akutes Vertrauensdefizit in die Rahmenbedingungen der Schwarz-Rot-Koalition verstärkt wird. Die Nettoinvestitionsquote ist mit nur 0,3 Prozent auf einem historischen Tiefpunkt, während sie 2019 noch bei 3 Prozent lag. Trotz Ankündigungen von Union und SPD für milliardenschwere Ausgaben in Verteidigung und Infrastruktur zeigen sich Unternehmen zögerlich. „Verbraucher und Unternehmer befinden sich im Streik“, erklärt Arndt Kirchhoff, Chef des Unternehmerverbands NRW. Dies führt dazu, dass Konsum und Investitionen sich aktuell auf das Nötigste beschränken.
Nach Informationen von Blackout News halten viele Unternehmen ihre Investitionen zurück, in der Hoffnung auf stabilere Bedingungen. Laut einer LBBW-Studie sind 75 Prozent der befragten Unternehmen bereit, zu investieren, vorausgesetzt, dass sowohl Konjunktur als auch Nachfrage anziehen. Doch hohe Energiepreise (91 Prozent), übermäßige Bürokratie (94 Prozent) und massive Regulierung (89 Prozent) stellen bedeutende Hindernisse dar. Aktuell planen nur 22 Prozent, ihre Investitionen zu erhöhen, 60 Prozent halten ihr Ausgabenniveau und 15 Prozent beabsichtigen, 2025 weniger auszugeben.
Schwächen und Anforderungen an die Politik
Andreas da Graça vom LBBW-Research identifiziert die Schwäche im scheiternden Exportmodell als zentral. Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, ziehen es vor, im Ausland zu investieren, wo die Kosten geringer und die bürokratischen Hürden niedriger sind. Daniel Terberger, geschäftsführender Gesellschafter von Katag, fordert eine dringend notwendige Stärkung der Binnennachfrage. Laut dem Koalitionsvertrag sind Schritte wie eine degressive Abschreibung von 30 Prozent für Ausrüstungsinvestitionen bis 2027 und die schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer ab 2028 geplant. Doch ohne Vertrauen in die politische Stabilität der Regierung bleiben diese Maßnahmen wirkungslos.
Zusätzlich zu diesen nationalen Herausforderungen sieht sich Europa, laut dem Bericht der Europäischen Investitionsbank, mit globalen Unsicherheiten konfrontiert. Die Pandemie und der Ukraine-Konflikt haben die Investitionsfähigkeit des Kontinents erheblich beeinträchtigt, während gleichzeitig der digitale Wandel und die Klimawende dringend notwendige Investitionen erfordern. Der hohe Energie- und Rohstoffpreisdruck hat das Vertrauen in die Märkte weiter untergraben.
Öffentliche Investitionen und notwendige Maßnahmen
Die Investitionsschwäche in Europa ist außergewöhnlich, da die Region internationalen Wettbewerbern wie den USA hinterherhinkt. Der Rückstand der EU bei produktiven Investitionen beträgt seit mindestens zehn Jahren jährlich 1,5 bis 2 Prozent des EU-BIP. Mit dem Ukrainekonflikt haben sich auch die Herausforderungen weiter intensiviert. Es drohen nicht nur steigende Inflation, sondern auch ein wachsendes Risiko von Armut für eine weitere elf Millionen Menschen in Europa.
Um dieser Krise entgegenzuwirken, sind massive öffentliche und private Investitionen erforderlich, die insbesondere auf Innovationen abzielen sollten. Politische Entscheidungsträger müssen fragmentierte Finanzmärkte verhindern und den Binnenmarkt wahren. Es wird abhängen von gezielten Risiken und einer politischen Koordinierung auf EU-Ebene, um investitionsfördernde Maßnahmen effektiv umzusetzen. Die Aufbau- und Resilienzfazilität der EU sieht dafür über 700 Milliarden Euro vor, um transformative Investitionen zu fördern.
Die Notwendigkeit bleibt klar: Sowohl Deutschland als auch ganz Europa müssen stabilere Rahmenbedingungen und gezielte Anreize schaffen, um das Investitionsklima nachhaltig zu verbessern und den aktuellen Investitionsstau aufzulösen.