
Die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland verschärft sich zusehends. Laut einer Analyse von inFranken steht der Beitragssatz zur Sozialversicherung vor einem dramatischen Anstieg: Bis 2035 wird er voraussichtlich auf 47,5 % steigen und bis 2050 gar auf 52,9 % erreichen. Dies teilt den Belastungen von jungen Erwachsenen insbesondere aus dem Geburtsjahrgang 2020 mit, die schätzungsweise rund 904.000 Euro an Sozialabgaben zahlen müssen, während der Geburtsjahrgang 1960 lediglich 640.000 Euro entrichten wird.
Die stetig steigenden Beitragssätze gefährden nicht nur die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, sondern könnten auch die Akzeptanz des umlagefinanzierten Sozialversicherungssystems nachhaltig untergraben. PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther mahnt zur Vorsicht und warnt davor, dass ohne umfangreiche Reformen die Kosten für die junge Generation ins Unermessliche steigen könnten. Er bietet an, seine Erfahrungen zur Verbesserung der Eigenvorsorge einzubringen.
Kosten und Zuschüsse im Überblick
Der Zustand der GKV wird zusätzlich durch rekordverdächtige Zusatzbeiträge erschwert, die inzwischen im Durchschnitt 2,5 Prozentpunkte betragen. Die Analyse der McKinsey-Berater zeigt, dass 2024 über 100 Krankenkassen ihre Beiträge erhöht haben, was zu 126 Beitragserhöhungen führte. Besondere Ausreißer erheben Zusatzbeiträge von bis zu 4 Prozent.
Diese alarmierende Entwicklung wird nicht nur durch den Druck der Krankenkassen verstärkt, die bei unzureichenden Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag erheben müssen, sondern auch durch geringe staatliche Zuschüsse. Der derzeitige Bundeszuschuss von 14,5 Milliarden Euro wird seit 2017 jährlich gewährt. Diese summe ist jedoch im Vergleich zur Finanzierungsnot der GKV unzureichend. Ergänzende Zuschüsse in den letzten Jahren betrugen lediglich 3,5 Milliarden Euro in 2020, 5 Milliarden Euro in 2021 und 14 Milliarden Euro in 2022. Für 2024 wird wieder ein Zuschuss von 14,5 Milliarden Euro erwartet.
Beitrags- und Einnahmeverteilung
Ein Prozentpunkt Beitrag entspricht einem Finanzvolumen von etwa 17,1 Milliarden Euro. Der allgemeine Beitragssatz der GKV liegt bei 14,6 Prozent der beitragspflichtigen Einnahmen, die sowohl von Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern hälftig getragen werden. Diese Einnahmen setzen sich aus verschiedenen Einkunftsarten zusammen. Dazu gehören Arbeitsentgelt, Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung, sowie Versorgungsbezüge und Arbeitseinkommen aus selbständiger Tätigkeit.
Trotz dieser Belastungen müssen freiwillige Mitglieder zusätzliche Beiträge aus anderen Einkommensquellen wie Kapitalvermögen oder Vermietung und Verpachtung zahlen. Die Beitragsbemessungsgrenze für 2024 liegt zudem bei 62.100 Euro jährlich, respektive 5.175 Euro monatlich. Gesundheitswissenschaftler Heinz Rothgang hat umfassende Reformen des Systems gefordert, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen.
Die aktuelle Situation lässt darauf schließen, dass ohne drastische Änderungen nur schwer ein nachhaltiges und gerechtes Gesundheitssystem hierzulande aufrechterhalten werden kann. Die Zukunft bleibt offen, und junge Menschen stehen vor der Aufgabe, sich auf eine zunehmend ungewisse finanzielle Realität vorzubereiten.