
Immer mehr junge Menschen in Hessen stehen vor der Herausforderung, mit den komplexen Themen der Wirtschaft und Finanzen umzugehen. So äußert eine 21-jährige Studentin, die neben ihrem Studium auf Messen und in der Gastronomie arbeitet, Unverständnis über die Abzüge in ihren Abrechnungen. Sie hat einen Werkvertrag und merkt, dass sie oft nicht weiß, was Brutto- und Nettolohn bedeutet. Dies ist kein Einzelfall. Laut einem Bericht der FAZ wissen viele neue Auszubildende nicht, welche Steuer- und Sozialabgaben von ihrem Gehalt abgezogen werden.
Vertreter aus der Wirtschaft und Banken fordern daher ein Umdenken in der Bildungspolitik. Sie betonen die Notwendigkeit, wirtschaftliche Themen schon in der Schule zu behandeln. Eine Idee ist, dass ein Arzt im Unterricht die Kosten einer Behandlung und deren Finanzierung durch die Krankenkasse erklärt, um das Bewusstsein für Sozialabgaben zu schärfen.
Wirtschaftliche Bildung und ihre Bedeutung
In der Tat zeigen Befragungen, dass viele Berufseinsteiger überrascht sind, wie wenig von ihrem Bruttolohn nach Steuern und Abgaben übrig bleibt. Die unklare Zusammensetzung der Gehaltsabrechnung und die unterschiedlichen Nettolöhne, selbst bei vergleichbaren Bruttolöhnen, tragen zur Verwirrung bei. Viele Beschäftigte haben das Gefühl, mehr für den Staat als für sich selbst zu arbeiten. Deutschland hat die höchste durchschnittliche Belastung durch Steuern und Abgaben unter den 37 OECD-Mitgliedsländern, was die Dringlichkeit wirtschaftlicher Bildung umso relevanter macht.
In Schulen lernen die Schüler daher zunehmend anhand von Fallbeispielen, wie eine Gehaltsabrechnung zu lesen ist. Sie setzen sich mit der Höhe und Art der abgezogenen Steuern und Abgaben auseinander, um ein besseres Verständnis für das System der Steuern und Sozialabgaben in Deutschland zu entwickeln, wie die Informationsplattform Teach Economy beschreibt.
Schulden und finanzielle Bildung
Die zunehmende Verschuldung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist alarmierend. Oft geschieht dies durch unüberlegte Online-Bestellungen und unbemerkte Zusatzkosten. Daher wäre es sinnvoll, auch im Unterricht über das Kleingedruckte in Verträgen und die Auswirkungen von Zins und Zinseszins zu informieren. Der hessische Kultusminister hat zwar betont, dass wirtschaftliche Themen in den Lehrplänen verankert sind, jedoch scheint dies nicht auszureichen, um die Herausforderungen nachhaltig zu bewältigen.
Einige Schulen haben bereits begonnen, wirtschaftliches Handeln durch Schülerfirmen und ähnliche Aktionen zu fördern. Experten schlagen vor, die Kooperation mit der Wirtschaft zu intensivieren, um den Schülern direkten Kontakt zu Vertretern aus der Praxis zu ermöglichen und Praktika anzubieten. Dies könnte dazu beitragen, eine generationenübergreifende Aufklärung über wirtschaftliche Themen und deren Anwendungen zu schaffen.