Wirtschaft

Eurovision in Basel: Hotels boomen, aber bleibt der Gewinn?

Der Eurovision Song Contest (ESC) 2025 findet in Basel statt und zieht bereits jetzt große Aufmerksamkeit auf sich. Am Freitag wurde die Entscheidung bekannt gegeben, die die Stadt in einen vorübergehenden Ausnahmezustand versetzt hat. Laut SWR hofft Basel auf Einnahmen von rund 60 Millionen Euro durch das Event.

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren; nach der Ankündigung des ESC-Anlasses stiegen die Hotelpreise in der Region stark an. Interessanterweise sind jedoch viele der Doppelzimmer in der Finalnacht für unter 100 Euro zu haben. Dies könnte nahezu unnötig sein, da mehr als die Hälfte der Ticketkäufer aus der Schweiz kommt und nur 15 Prozent aus Deutschland. Somit benötigen viele Gäste gar keine Übernachtung, was in der Region zu einer leeren Bettenquote von rund 40 Prozent führt.

Hotelbuchungen und wirtschaftliche Auswirkungen

Felix Düster vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) berichtet von einem Boom bei Hotelbuchungen, dem jedoch eine Welle von Stornierungen folgte. In Basel selbst wird eine Auslastung von 85 bis 90 Prozent angestrebt, während die Hotelpreise während des Events extrem variieren können. In der Finalnacht sind Zimmer mit Frühstück für unter 200 Euro verfügbar, was auf die hohe Nachfrage zurückzuführen ist.

Die umliegenden Regionen, wie das südbadische Freiburg, spüren kaum etwas von der Faszination des ESC. Die lokale Wirtschaft ist besorgt, da viele Aufträge nicht in Südbaden, sondern bei Schweizer Anbietern landen. Der Kanton Basel hingegen hat knapp 40 Millionen Euro in die Ausrichtung des ESC investiert, um die Stadt ins rechte Licht zu rücken.

Kurzfristige Strategien und die Frage der Nachhaltigkeit

Um vom Event zu profitieren, hat Weil am Rhein ein eigenes ESC-Festival organisiert. Auch im Vorfeld des großen Events wird gespart: Der Kulturamtsleiter Peter Spörrer legt beim Public Viewing selbst auf, um Kosten zu mindern. Allerdings bleibt die langfristige wirtschaftliche Wirkung des ESC auf Basel und die umliegende Region fraglich. Tourismusexperte Jürg Stettler äußert Bedenken dazu, wie nachhaltig die positiven Effekte des Events tatsächlich sind.

Das Nutzenpotenzial für Basel wird auch von Wirtschaftsredakteurin Lucia Theiler in Frage gestellt. Sie hebt hervor, dass der ESC der Schweiz ein positives Image verleihen könnte, diesem jedoch nicht garantierte dauerhafte Besucherströme folgen. Ein Vergleich mit Liverpool, dem Austragungsort des ESC 2023, zeigt, dass diese Stadt 60 Millionen Franken aus Hotels, Restaurants und Shops allgemein generierte. Basel strebt ähnliche Zahlen an, sieht sich jedoch mit der Herausforderung konfrontiert, dass kleinere Länder oft mehr an diesem Effekt profitieren.

Die großen Shows werden in der St. Jakobshalle stattfinden, die Platz für 12.000 Menschen bietet. Weitere Veranstaltungen sind im St. Jakob-Park, einem Fußballstadion, und an anderen Orten in der Stadt geplant. Die begrenzte Ausstrahlung des Events – hauptsächlich in Hallen – könnte auch dazu beitragen, dass touristische Highlights der Stadt und Umgebung, wie die markanten Berge, nicht bzw. kaum zur Geltung kommen.

Tim Meisner

Tim Meisner ist ein angesehener Wirtschaftsexperte und Analyst mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Durch seine langjährige Tätigkeit in Deutschland hat er ein umfassendes Verständnis für lokale und nationale Wirtschaftsthemen entwickelt. Sein Fachwissen erstreckt sich von Finanzmärkten und Unternehmensstrategien bis hin zu makroökonomischen Trends. Er ist bekannt für seine klaren Analysen und durchdachten Einschätzungen, die regelmäßig in führenden Wirtschaftsmedien zitiert werden.

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