
Jan Esser, der Vorsitzende des Vorstands der Allianz Private Krankenversicherungs-AG, hat in einem aktuellen Interview die Vorteile der privaten Krankenversicherung (PKV) im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) dargestellt. In Zeiten steigender Gesundheitskosten sieht Esser die PKV als die bessere Wahl, da sie vertraglich zugesicherte Gesundheitsversorgung bietet. Die Kostensteigerungen in beiden Systemen sind vor allem durch Inflation und den medizinischen Fortschritt bedingt. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die PKV eine generationengerechte Vorsorge für sich stetig verändernde Gesundheitskosten ermögliche, während die GKV auf ein umlagefinanziertes System setzt, das aktuelle Einnahmen für aktuelle Ausgaben verwendet.
Der Höchstbeitrag in der GKV ist aufgrund der anhaltenden finanziellen Herausforderungen von 1.050 Euro auf etwa 1.174 Euro gestiegen, was eine monatliche Erhöhung von 124 Euro bedeutet. Trotz dieser steigenden Kosten zahlen viele PKV-Versicherte letztlich weniger und genießen zugleich bessere Leistungen. In Bezug auf die Transparenz gibt Esser zu bedenken, dass Beitragserhöhungen in der GKV oft nicht klar kommuniziert werden, während PKV-Versicherte über Anpassungen informiert werden.
Unterschiede zwischen PKV und GKV
Ein zentraler Punkt von Essers Argumentation ist die unterschiedliche Art und Weise, wie die beiden Systeme mit Ressourcen umgehen. Während die GKV derzeit Rücklagen für etwa fünf bis sechs Tage vorhalten kann, sind die Anbieter der PKV in der Lage, Reserven für über neun Jahre zu gewährleisten. Dies sorgt für eine weitreichendere Stabilität und Planungssicherheit in der medizinischen Versorgungslandschaft. Esser fordert zudem eine leichtere Rückkehr von über 55-Jährigen von der PKV zur GKV, plädiert jedoch für eine Erweiterung des Standardtarifs als Teil dieser Lösung.
Ein weitergehender Aspekt, den Esser anspricht, sind Fehlanreize im deutschen Gesundheitssystem. Dazu gehören eine hohe Anzahl an Krankenhausbetten und verlängerte Verweildauern, die häufig zu überflüssigen Behandlungen führen. Zudem betont er, dass Privatversicherte jährlich etwa 14,5 Milliarden Euro mehr in das Gesundheitssystem einbringen als gesetzlich Versicherte, was die wirtschaftliche Stabilität der Praxen fördert.
Innovationskraft der PKV
Zusätzlich hebt Esser hervor, dass die PKV als Innovationsmotor fungiert, da Ärzte innovative Behandlungsmethoden bei Privatversicherten ohne langwierige Genehmigungsprozesse anwenden können. Dieser Wettbewerb zwischen den beiden Versicherungssystemen fördert die schnelle Integration neuer Behandlungs- und Diagnosetechniken, die letztendlich den Patienten zugutekommen. Deutsche Patienten profitieren so schneller von neuen Krebsmedikamenten im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Eine Studie von Prof. Dr. Jürgen Wasem untermauert diese Behauptung, indem sie bestätigt, dass die PKV medizinische Innovationen zügiger erstattet als die GKV.
Als Beispiel führt Esser die Genehmigung der Stoßwellentherapie bei Fersenschmerzen in der GKV an, die erst 2019 umgesetzt wurde. Im Gegensatz dazu erstattete die PKV diese Behandlung bereits im Jahr 2002. Diese schnellere Erstattung durch die PKV sorgt dafür, dass nicht in der Regelversorgung enthaltene Methoden eine höhere Begründungspflicht aufweisen müssen, wodurch das gesamte Gesundheitssystem profitiert.
Esser selbst spricht sich gegen die Einführung einer Bürgerversicherung aus, die seiner Meinung nach die Vorteile der PKV gefährden würde. So könnten viele modernste Therapien und Behandlungsmöglichkeiten unter einer einheitlichen Vergütungssystematik verloren gehen. Ein Verzicht auf die PKV würde somit erhebliche Einschränkungen für die Patienten mit sich bringen.
In Summe bekräftigt Esser, dass jeder in Deutschland, unabhängig von der Versicherung, Zugang zu notwendiger medizinischer Versorgung erhält. Dennoch bleibt die Debatte um die Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit der verschiedenen Systeme ein hochaktuelles Thema. Während die PKV Vorteile in der Leistungserbringung vorweisen kann, sorgt die GKV für eine breitere soziale Sicherung.
Für weitere Informationen können Sie die Artikel auf Focus Online und die Positionsstellung der PKV lesen.