
Tesla hat begonnen, wieder Stellen in Deutschland auszuschreiben. Dies betrifft insbesondere die Fabrik in Grünheide bei Berlin, wo die Elektronikschmiede eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze schaffen möchte. Trotz eines signifikanten Rückgangs bei Verkaufszahlen und finanziellen Ergebnissen fordert die Gewerkschaft IG Metall verbesserte Arbeitsbedingungen für die bestehenden Angestellten. Sie warnt vor Überlastung und weist auf die aktuellen Herausforderungen in der Belegschaft hin. Laut Welt wurden im April 2023 insgesamt 317 Stellen ausgeschrieben, darunter 119 in der Fabrik in Grünheide. Im Vergleich zu den Vormonaten sind diese Zahlen jedoch relativ niedrig, da Tesla dort sonst zwischen 100 und 200 Stellen pro Monat ausreichte.
Nachdem das Unternehmen im Jahr 2022 einen drastischen Sparkurs anstieß und zahlreiche Angestellte entließ, suchte Tesla zwischen Mai und August 2022 lediglich 28 neue Mitarbeiter in Grünheide. In der dominierenden Marktanalyse für den deutschen Arbeitsmarkt wurde festgestellt, dass, seit Jahresbeginn 2023, bereits mehr als die Hälfte der Stellen ausgeschrieben wurde, die im gesamten vorherigen Jahr zu finden waren. Insgesamt wurden in den ersten vier Monaten 2023 in Deutschland 1430 Stellen ausgeschrieben, im Vorjahr waren es 2517.
Finanzielle Lage und Produktionsziele
Im ersten Quartal 2023 stehen die finanziellen Zeichen für Tesla schlecht. Umsatz, Gewinn und Verkaufszahlen sind merklich gesunken. Der Nettogewinn betrug lediglich 409 Millionen Dollar, ein Rückgang von über 70 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Gründe dafür sind vielfältig. Berichten zufolge wurde Musk’s Engagement in der Trump-Regierung und die Umstellung auf das neue Modell Y als mitverantwortlich für diesen Einbruch gesehen.
Dennoch hat Tesla ambitionierte Produktionsziele: Die wöchentliche Produktion soll von 5000 auf 7500 Fahrzeuge gesteigert werden. Langfristig plant das Unternehmen, sogar 10.000 und später 20.000 Fahrzeuge pro Woche zu fertigen. Die IG Metall mahnt jedoch zusätzliche Arbeitskräfte an, um die Sicherheitsbedenken und die Belastungen der Mitarbeiter in den Griff zu bekommen.
Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsbewegung
Die IG Metall hat in jüngster Zeit besonderen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen in der Grünheider Gigafactory genommen. Über 1.000 Mitarbeiter haben sich zur Gewerkschaft bekannt, was in den USA undenkbar wäre, da dort Gewerkschaften in den Werken ausgeschlossen sind. Beschäftigte trugen Sticker mit dem Slogan „Gemeinsam für sichere und gerechte Arbeit bei Tesla“. Berichte über Arbeitsunfälle und Sicherheitsmängel sind in einer Undercover-Dokumentation aufgetaucht, wobei drei Krankenwagen während einer Blitz-Aktion vor die Fabrik fuhren.
Die Arbeitsbedingungen sind allerdings prekär: Ein Drittel der Beschäftigten ist derzeit krankgeschrieben, was zu erhöhtem Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter führt. Unter den Berichten wird erwähnt, dass Tesla unter Tarif zahlt und keine Zuschläge für Spätschichten sowie kein Urlaubs- oder Weihnachtsgeld bereitstellt. Dies könnte die Motivation der Mitarbeiter beeinträchtigen.
Besonders im Fokus steht das Bestreben der IG Metall, einen echten Betriebsrat zu wählen, um die Anliegen der Beschäftigten effektiver vertreten zu können. Nach einer kürzlichen Blitz-Aktion kündigte Tesla Lohnerhöhungen an, jedoch bleibt abzuwarten, ob dies die grundlegenden Probleme lösen wird, die mit der Arbeitsbelastung und den Bedingungen in der Produktion verbunden sind.
Die derzeitige Situation bei Tesla wirft Fragen zur zukünftigen Entwicklung des Unternehmens auf und zeigt, wie wichtig eine starke Vertretung der Arbeitnehmerrechte ist.