
In Deutschland sind rund 3,8 Millionen Menschen als Selbständige tätig, wobei die Mehrheit von ihnen als Klein- oder Solo-Selbständiger arbeitet. Zu diesen Selbständigen zählen unter anderem Musiker, Eisbudenbetreiber, freie Autoren und Schmuckdesigner. Trotz der Ankündigungen der Bundesregierung für einen wirtschaftlichen Aufbruch hat sich die Stimmung unter Selbständigen laut dem ifo-Institut deutlich verschlechtert. Diese Entwicklung sorgt für große Besorgnis in der Branche.
Eine der selbständigen Unternehmerinnen ist Anja Kühn, die seit 23 Jahren als Maskenbildnerin in Leipzig tätig ist. Sie bietet ihre Dienstleistungen für Hochzeiten und Bühnenauftritte an und kann auf eine gute Auftragslage zurückblicken. Dennoch kritisiert Kühn die hohe Bürokratie, die sie von ihrer kreativen Arbeit abhält. Insbesondere die Datenschutzgrundverordnung und die Anforderungen an E-Rechnungen stellen für sie bedeutende Hürden dar.
Enttäuschung über politische Unterstützung
Andreas Lutz, ein Vertreter des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland, bemerkt eine zunehmende Enttäuschung unter Kleinunternehmern bezüglich des Koalitionsvertrags der Bundesregierung. Er hebt hervor, dass große Unternehmen von der Politik deutlich mehr Unterstützung erhalten, während die Solo- und Kleinstunternehmen, die ein wichtiger Bestandteil der deutschen Wirtschaft sind, mehrheitlich vernachlässigt werden.
Kleinunternehmer sehen sich zudem mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert. Sie zahlen das Doppelte in die Krankenversicherung, da es keinen Arbeitgeber gibt, der die Hälfte übernimmt. Auch um die Altersvorsorge müssen sie sich selbst kümmern, was die Situation zusätzlich erschwert. Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle führt an, dass die Anzahl der Selbständigen in Deutschland seit Jahren rückläufig ist. Dieses Phänomen wird unter anderem auf eine sinkende Risikobereitschaft und ein negativ geprägtes öffentliches Ansehen des Unternehmertums zurückgeführt.
Herausforderungen für Neukunden
Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiten aufgrund dieser Rahmenbedingungen momentan nur noch knapp vier Prozent aller Erwerbstätigen als Solo-Selbständige. Anja Kühn merkt an, dass es für neue Selbständige heute deutlich schwieriger sei als zu ihrer Anfangszeit vor 23 Jahren. Die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, werfen einen Schatten auf die Erfolgsgeschichte des Unternehmertums in Deutschland.
Die Berichterstattung von MDR und Spiegel zeigt deutlich, dass die Selbständigen in Deutschland trotz ihrer vielseitigen Talente und Dienstleistungen dringenden Unterstützungsbedarf haben. Angesichts der aktuellen Herausforderungen ist es entscheidend, dass die Politik Maßnahmen ergreift, um dieser wichtigen Gruppe in der Gesellschaft unter die Arme zu greifen.