
Die Zahl der Milchviehbetriebe in Thüringen ist in den letzten zehn Jahren drastisch gesunken. Laut Süddeutscher Zeitung gab es im Jahr 2023 nur noch 280 Betriebe, während es im Jahr 2013 noch 500 waren. Diese Abnahme wird von einem Rückgang der Milchkühe begleitet, der um knapp 24 % auf 82.900 Tiere zurückgegangen ist, von 109.000 im Jahr 2013. Trotz dieser Konsolidierung ist die Milchproduktion in Thüringen weniger stark gefallen; sie sank in den letzten neun Jahren um rund 21 % und belief sich 2022 auf 770.000 Tonnen.
Ein zentraler Grund für den Rückgang der Betriebe und Kühe ist ein bundesweiter Trend, den der Thüringer Landesbauernverband beobachtet. Viele Betriebe entscheiden sich, die Milchviehhaltung aufzugeben oder in größere Ställe und Automatisierungsmaßnahmen zu investieren. Ein grundlegender Faktor ist auch der Fachkräftemangel in der Landwirtschaft. Dies wird ergänzt durch hohe Kosten, Bürokratie und niedrige Rohmilchpreise, wie aus einer weiteren Analyse von Milch-Land Veilsdorf hervorgeht.
Herausforderungen für die Milchwirtschaft
Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind für viele Milchviehhalter äußerst herausfordernd. Die steigenden gesetzlichen Auflagen, sinkende Einkommen sowie Futterknappheit aufgrund von Trockenheit belasten die Branche zusätzlich. Wie Milch-Land Veilsdorf berichtet, gaben Ende 2022 in Thüringen knapp 470 Milchviehbetriebe auf, was einem Rückgang von fast 10 % in nur zwei Jahren entspricht.
Besonders Familienbetriebe haben es zunehmend schwer, auf dem Markt wirtschaftlich zu bestehen. „Die Kosten übersteigen oft die Erlöse, und viele Landwirte sehen sich gezwungen, aufzugeben“, erklärt Stefan Ritter, Geschäftsführer der Landesvereinigung Thüringer Milch. Diese Problematik wird durch die aktuell fallenden Rohmilchpreise und gleichzeitig steigende Kosten für Diesel, Mineraldünger und Energie verschärft.
Bio-Betriebe im Fokus
Trotz dieser schwierigen Lage bleibt die Zahl der Bio-Milchviehbetriebe in Thüringen konstant niedrig. Im Jahr 2023 wurden nur 20 Bio-Milchviehbetriebe im Freistaat gezählt, während es bundesweit 4.890 sind. Diese Betriebe hielten insgesamt 1.800 Milchkühe. Ein Grund für diese geringe Zahl liegt in der hohen Trennung zwischen konventioneller und ökologischer Produktion sowie in der begrenzten Anzahl an Molkereien in Thüringen.
Die Rechte der Verbraucher sind ebenfalls ein Thema; es wird eine klare und staatlich verpflichtende Herkunftskennzeichnung gefordert. Ritter hebt hervor, dass eine solche Regelung für Lebensmittel bereits für Obst und Gemüse gilt und somit eine ähnliche Kennzeichnung auch für Milchprodukte erforderlich sei. Die Forderungen nach EU-weiten harmonisierten Landwirtschaftsregeln zielen darauf ab, Produktionsverlagerungen ins Ausland zu verhindern und die lokale Landwirtschaft zu stärken.