
Am 23. Mai 2025 hat die Hessische Steuerverwaltung ihre aktuelle Leistungsbilanz veröffentlicht. Finanzminister Professor Dr. R. Alexander Lorz beschreibt die Behörde als modern, digitalisiert und innovativ. Die Rolle der Steuerverwaltung ist essentiell für den Staat, besonders angesichts der fortwährenden Herausforderungen durch sich änderndes Steuerrecht. Dies wird besonders deutlich durch die generierten Steuermehreinnahmen von 1,6 Milliarden Euro, die durch Betriebsprüfungen und Steuerfahndung erreicht wurden.
Die innovative Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Steuerverwaltung steht dabei im Fokus. Ein bedeutendes Projekt ist der Einsatz von KI zur Aufklärung von Cum-Cum-Verdachtsfällen, was als ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit angesehen wird. Die Forschungsstelle Künstliche Intelligenz in Kassel, die 40 Mitarbeiter beschäftigt und weiter ausgebaut wird, hat bereits zahlreiche KI-Projekte erfolgreich umgesetzt. Oberfinanzpräsidentin Konstanze Bepperling hebt die Digitalisierung in der Hessischen Steuerverwaltung hervor, die sich unter anderem in einer hohen ELSTER-Quote und schnelleren Bearbeitungszeiten bei Einkommensteuererklärungen widerspiegelt – mit einem Durchschnitt von 44 Tagen.
Innovationen durch Künstliche Intelligenz
Die Betriebsprüfung erzielte im Jahr 2024 ein Mehrergebnis von 1,34 Milliarden Euro, während die Steuerfahndung 253,4 Millionen Euro beisteuerte. Die Forschungsstelle Künstliche Intelligenz (FSKI) am Finanzamt Kassel spielt eine zentrale Rolle bei der Implementierung von KI-Technologien, unter anderem durch das Projekt KICC, das auf die zielgerichtete Ermittlung von Verdachtsfällen abzielt. Diese Entwicklungen stehen nicht nur in Hessen im Fokus; die gesamte Steuerbranche durchläuft einen signifikanten Wandel durch digitale Transformation und den Einsatz von KI.
Wie egovernment.de berichtet, zeigen weltweite Trends, dass digitale Lösungen, wie der Austausch strukturierter Daten, Steuerbehörden ermöglichen, anspruchsvollere Prüfungen durchzuführen. In Ländern wie Frankreich sind bereits fast 50 % aller Steuerprüfungen KI-gestützt, um Betrug zu bekämpfen und Prozesse zu automatisieren. Dies könnte auch in Deutschland zukunftsweisend sein, wie Finanzminister Lindner betont, der das Potenzial sieht, bis 2030 ein Drittel weniger Personal in der Steuerverwaltung einzusetzen.
Herausforderungen durch die Digitalisierung
Die Digitalisierung wird jedoch nicht nur von Behörden, sondern auch von Unternehmen gefordert. Diese stehen vor der Herausforderung, ihre Datenanalyse zu verbessern und ihre Systeme an die neuen digitalen Anforderungen anzupassen, um Bußgelder und Betriebsunterbrechungen zu vermeiden. Zudem haben politische Entscheidungsträger bislang keine einheitlichen Systeme für die elektronische Rechnungsstellung implementiert. Wichtige Weichenstellungen sind bereits geplant: Ab 2026 wird beispielsweise die elektronische Rechnungsstellung im B2B-Bereich in Belgien obligatorisch. In Frankreich ist eine zentrale Plattform zur elektronischen Rechnungsstellung für 2026 vorgesehen.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, sollten Unternehmen Experten für digitale Steuersysteme hinzuziehen und funktionsübergreifend zusammenarbeiten. Die Digitalisierung im Steuerwesen erfordert eine zentrale Compliance-Ebene für alle betroffenen Systeme und Prozesse. Gleichzeitig eröffnet die Nutzung von KI Unternehmen die Möglichkeit, betriebswirtschaftliche Daten effizient zu analysieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen und letztlich ihre Geschäftsergebnisse zu verbessern.