
Die IG BCE, Gewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie, äußert ernsthafte Bedenken über die geplanten Produktionskürzungen des US-Chemiekonzerns Dow in Mitteldeutschland. Stephanie Albrecht-Suliak, die Landesbezirksleiterin Nordost, kritisiert die Situation scharf und spricht von „maximale Irritation“. Der geplante Rückgang könnte mehrere Hundert Arbeitsplätze, insbesondere an den Standorten Böhlen und Schkopau, in Gefahr bringen. Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen für den gesamten industriellen Sektor in der Region haben, wie Süddeutsche berichtet.
Die Gewerkschaft hebt hervor, dass die Überprüfung mehrerer europäischer Standorte, einschließlich Böhlen und Schkopau, auf die herausfordernden Bedingungen zurückzuführen ist. Hohe Energie-, Rohstoff- und CO2-Kosten sowie regulatorische Belastungen spielen eine entscheidende Rolle. Albrecht-Suliak fordert von Dow, Verantwortung zu übernehmen und Perspektiven für die ostdeutschen Standorte zu schaffen, um die Arbeitsplätze zu sichern. Böhlens Bürgermeister Dietmar Berndt bezeichnete mögliche Schließungen als „katastrophal für die ganze Region“.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze betont, dass die Lage für die chemische Industrie herausfordernd sei. Eine endgültige Entscheidung zu den Standorten wird bis zur Mitte des Jahres 2025 erwartet. Rund 500 Mitarbeiter sind bereits über die Prüfungen informiert worden. In Böhlen betreibt Dow eine der zentralen Anlagen, einen „Steam-Cracker“, der essentielle chemische Grundstoffe wie Ethylen und Propylen produziert.
Die Situation am Standort PCK in Schwedt, die kein russisches Öl mehr bezieht und nach alternativen Bezugsquellen sucht, trägt ebenfalls zur Unsicherheit in der Region bei. Albrecht-Suliak fordert eine Klärung der Eigentümerfrage der Raffinerie, um notwendigen Transformationen nicht im Wege zu stehen. Der Landesbezirk Nordost der IG BCE, der Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt umfasst, hat rund 148.000 Beschäftigte in über 760 Betrieben.
Die IG BCE kritisiert nicht nur die Pläne von Dow, sondern sieht auch die allgemeine Unsicherheit bei PCK als Hemmnis für die geforderte Transformation und die Sicherung tarifgebundener Arbeitsplätze. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke würdigt die Leistungen der PCK-Beschäftigten seit 2023 und hebt die wichtigen Beiträge zur wirtschaftlichen Stabilität in der Region hervor.
Mit den aktuellen Herausforderungen sieht die IG BCE die Notwendigkeit, Lösungen zu finden, um den Anlagenbetrieb und die Arbeitsplätze zu sichern. Laut MDR könnte die Schließung oder temporäre Stilllegung der Anlagen in Böhlen und Schkopau weitreichende Implikationen für die gesamte chemische Industrie im mitteldeutschen Chemiedreieck haben, was die Dringlichkeit eines Handlungsplans unterstreicht.