
Präsident Emmanuel Macron kündigte beim „Choose France“-Gipfel am 19. Mai 2025 in Versailles neue Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro an. Dieses Engagement ist Teil eines umfassenden Gesamtpakets von 37 Milliarden Euro, welches neue sowie bereits zugesagte Projekte umfasst. Über die Hälfte dieser Projekte konzentriert sich auf Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und Dekarbonisierung. Frankreich bleibt damit ein führendes Ziel für Industrieinvestitionen in Europa, wie die aktuellen Zahlen von EY für 2024/25 belegen.
Ein zentrales Projekt innerhalb dieser Investitionsoffensive ist der Bau einer molekularen Recyclinganlage in der Normandie, die mit bis zu 1 Milliarde US-Dollar gefördert wird. Diese Anlage soll jährlich über 110.000 Tonnen schwer recycelbaren Polyesterabfall verarbeiten. Geplant ist eine mögliche Erweiterung, die die Kapazität auf über 200.000 Tonnen steigern könnte. Durch innovative Verfahren soll ab 2027 Altplastik mit einem CO2-Ersparnis von rund 80 Prozent gegenüber neuen Materialien wiederverwertet werden.
Regulatorische Rahmenbedingungen
Diese Initiativen stehen im Kontext des Anti-Abfall-Gesetzes (AGEC) von 2020, das durch strenge Vorgaben beabsichtigt, Abfälle zu reduzieren und Recycling zu fördern. Ab 2025 sind daher neue Stoffströme wie Textilien, Möbel, Spielzeug, Baumaterialien, Zigarettenkippen und komplexe Verpackungen verpflichtet, getrennt sortiert zu werden. Unverkaufte Non-Food-Produkte dürfen nicht mehr vernichtet werden, sondern müssen wiederverwendet oder recycelt werden.
Zusätzlich beinhaltet das Gesetz erweiterte Verpflichtungen zur Rückverfolgbarkeit, insbesondere für Textilien. Hersteller sind nun verpflichtet, detaillierte Informationen über Herkunft, gefährliche Stoffe und Recyclinganteil bereit zu stellen. Diese Maßnahmen werden von digitalen Plattformen wie TrackDéchets unterstützt, die darauf abzielen, illegale Deponien zu bekämpfen und Rückverfolgbarkeit zu garantieren.
Innovative Ansätze zur Ressourcennutzung
Mehrere Unternehmen in Frankreich forcieren ebenfalls die Entwicklung nachhaltiger Technologien. So plant ein Recyclingunternehmen den Bau einer 250-Millionen-Euro-Fabrik in Grand Est zur chemischen Umwandlung von Altkleidung in hochwertige Fasern, die für die Mode- und Automobilindustrie gebraucht werden. Prologis errichtet dazu vier energieeffiziente Rechenzentren im Großraum Paris, die ihre Abwärme in lokale Fernwärmenetze einspeisen sollen.
Ein weiteres bemerkenswertes Projekt ist die Rückgewinnungsanlage für seltene Erden von Less Common Metals, die aus ausgedienten Magneten von Elektrofahrzeugen gewonnen werden sollen. Gleichzeitig will das Unternehmen Tekever in Südwestfrankreich Drohnen aus recyceltem Kohlenstofffaser-Material produzieren. Diese Innovationskraft ist Teil der Initiative Choose Paris, die über 300 Start-ups umfasst, die an Sharing-Plattformen, Second-Life-Batterien oder industriellen Symbiosen arbeiten.
Mit diesen Maßnahmen will Frankreich nicht nur seine umweltpolitischen Ziele vorantreiben, sondern auch bis 2030 den Anteil lokal wiederverwendeter und weiterverwendeter Ressourcen verdoppeln. Durch die Verknüpfung von technologischen Investitionen und strengen regulatorischen Vorgaben setzt das Land ein wichtiges Zeichen für die Zukunft der Kreislaufwirtschaft.