Am 26. Mai 2025 stehen die Fortschritte in der deutschen Energiewende im Fokus, insbesondere in Bezug auf die Strom- und Gasinfrastruktur. Dr. Aik Wirsbinna, der seit 2019 als Bereichsleiter für Vertrieb und Kundenservices bei den Stadtwerken Pforzheim (SWP) fungiert, erläutert die gegenwärtigen Herausforderungen und strategischen Planungen im Energiesektor. Er bringt umfassende Erfahrung mit, die er in kommunalen Energieversorgungen und internationalen Konzernen gesammelt hat.
Eine der zentralen Herausforderungen ist die Entwicklung der Strominfrastruktur. Um die Energiewende voranzutreiben, sind bedeutende Investitionen notwendig, die beispielsweise durch die kommunale Wärmeplanung in Pforzheim unterstützt werden. Diese Planung identifiziert gezielte Gebiete für den Ausbau von Nah- und Fernwärme sowie zur Elektrifizierung. Dr. Wirsbinna hebt hervor, dass Schnellladepunkte in Autobahnnähe kritisch für das Stromnetz sind und dass die Anfragen hinsichtlich Künstlicher Intelligenz in Rechenzentren neue Leitungen zum Übertragungsnetz erfordern.
Planungs- und Genehmigungsprozesse
Die Planung innerhalb der Stadt Pforzheim verläuft laut Wirsbinna durchaus positiv. Allerdings bestehen Schwierigkeiten beim Anschluss an das Übertragungsnetz, besonders bei der Festlegung der Anschlussstellen und den erforderlichen Genehmigungen. Zudem ist mit längeren Lieferzeiten für Trafostationen von mindestens einem Jahr zu rechnen. Trotz dieser Hürden verzeichnen die Stadtwerke einen deutlichen Zuwachs bei den Netzanschlüssen, insbesondere durch Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen, die sich in den letzten drei Jahren verdoppelt haben.
In diesem Zusammenhang zeigen steigende Anfragen zur Ladeinfrastruktur im häuslichen Bereich die wachsende Bedeutung der E-Mobilität. Um dieser steigenden Nachfrage gerecht zu werden, investieren die Stadtwerke in zusätzliche Kapazitäten und IT-Systeme zur Bearbeitung von Anfragen.
Smart Meter und digitale Vernetzung
Ein weiteres Schlüsselthema ist der Smart Meter Rollout, der in Deutschland nur schleppend voranschreitet, wie spine.energy berichtet. Der Rollout umfasst die schrittweise Installation intelligenter Messsysteme für Stromverbraucher und -erzeuger. Die intelligente Messsysteme bestehen aus einer modernen Messeinrichtung (mME) und einem Smart Meter Gateway (SMGW), das die Übermittlung von Nutzungsdaten an Netzbetreiber ermöglicht.
Obwohl etwa die Hälfte aller Haushalte in Deutschland bereits über mMEs verfügen, sind diese noch nicht als intelligent klassifiziert. Die gesetzlichen Vorgaben schreiben vor, dass Verbraucher mit einem Stromverbrauch zwischen 6.000 und 100.000 kWh sowie Erzeuger mit bis zu 25 kW bis zum 31. Dezember 2025 mindestens 20 Prozent ihrer Messstellen mit intelligenten Systemen ausstatten müssen. Ab 2030 könnte die Quote auf bis zu 95 Prozent steigen.
Herausforderungen bei Gasnetzen und Wasserstoffinvestitionen
Im Bereich der Gasnetze fallen die Investitionen zurück, während strategische Rückbaugebiete für Fern- und Nahwärme geplant werden. Wasserstoff wird in diesem Zusammenhang als strategisches Thema betrachtet, jedoch besteht für Pforzheim noch keine unmittelbare Relevanz. Dr. Wirsbinna betont zudem die Wichtigkeit der Finanzierbarkeit zukünftiger Investitionen und die Notwendigkeit, Planungssicherheit für Energieversorgungsunternehmen zu gewähren.
Abschließend fordert Wirsbinna eine effiziente Investitionspolitik der Netzbetreiber und eine gezielte Ausbildung, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Maßnahmen und Fortschritte in der Infrastruktur sind entscheidend für den Erfolg der Energiewende und zur Sicherstellung einer nachhaltigen Energiezukunft in Deutschland.
